RAM - The Throne Within

RAM - The Throne Within
    Heavy Metal, wie er traditioneller nicht sein kann

    Label: Metal Blade
    VÖ: 13.09.2019
    Bewertung:7/10

    RAM im Web


Nicht mal zwei Jahre nach "Rod" knallen uns RAM schon das nächste Album vor den Latz. Auf "The Throne Within" zelebrieren die Schweden um Sänger Oscar Carlquist einmal mehr den Heavy Metal in seiner traditionellsten Art – und das seit nunmehr 20 Jahren.

In neun Songs mit einer Spielzeit von 49 Minuten festigt das neben Carlquist aus Martin Jonsson, Harry Granroth (beide Gitarre), Tobias Petterson (Bass) und Morgan Pettersson (Drums) bestehende Sextett seinen Ruf als Verfechter der klassischen Spielart. Im Gegensatz zum Vorgänger folgt das sechste Album keinem Konzept, jeder Song steht für sich.

"The Throne Within" beginnt gewohnt gut

"The Shadowwork" beginnt mit packendem Intro und ist eine mächtige Hymne, die alles vereint, was wir an RAM lieben: geile Riffs, Leads und Soli des Duos Jonsson/Granroth, Carlquists raue Vocals, ein mächtiges Fundament aus Drums und Bass. Klassisches, episch angehauchtes Material, um die Fäuste in die Höhe zu recken und zu bangen.

Das treibende, kurze "Blades Of Betrayal" zieht die Geschwindigkeitsschraube an, im Stampfer "Fang And Fur" hören wir eine gehörige Portion JUDAS PRIEST und werden von einem Break überrascht, nach dem Carlquist seine Kopfstimme einsetzt.

"Violence (Is Golden)" gefällt mit eingängigem Chorus, bleibt ansonsten aber etwas blass. Besser macht es das schmissige, eingängige "The Trap". Bis hier hin ist alles gewohnt und gut.

Absicht oder nicht: Qualitätssprung ab der zweiten Hälfte

Das längere "No Refuge" mit galoppierenden Riffs, allerlei Tempowechseln und viel Abwechslung markiert plötzlich einen Qualitätssprung – so als ob sich die Schweden das Beste für den Schluss aufgehoben haben. Auch wenn es einfach Zufall sein mag: Die wahren Perlen des Albums finden sich auf der B-Seite.

Herausstechend ist die absolut geniale Hymne "Spirit Reaper", die den klassischen PRIEST-Spirit der Achtziger mit sleazigem Rock kombiniert. Das könnte eingeschworenen Traditionalisten eine Spur zu cheesy sein, ich find den hochmelodischen Stampfer richtig klasse.

Zu Beginn von "You All Leave" möchte man direkt "Love me forever, or not at all" mitgröhlen, doch halt – das sind ja gar nicht MOTÖRHEAD! In der mit melancholischen Leads garnierten Halbballade zeigen die Schweden einmal mehr, wie man ruhige Töne klischeefrei umsetzt, bevor nach etwas über vier Minuten ein episches Finale hereinbricht.

Apropos Finale: Zum Abschluss von "The Throne Within" fegt mit "Ravnfell" ein letzter nordischer Sturm über den Hörer hinweg, der tief in die MAIDEN-Trickkiste greift und mit PRIMORDIAL-Sänger Alan Averill einen interessanten Gast präsentiert. Mit seinen rauen Vocals sorgt der für einen gelungenen Kontrast und harmoniert prächtig mit Carlquist, den man streckenweise für Rob Halford höchstpersönlich halten könnte.

RAM starten solide, liefern aber erst am Ende so richtig

Auch, wenn die ersten Songs Laune machen: So richtig mitreißen können RAM erst ab "No Refuge". Warum nicht gleich so, Leute? So muss sich "The Throne Within" im direkten Vergleich knapp dem homogener wirkenden Vorgänger "Rod" geschlagen geben – auch, weil die Hymnen und Epen nicht ganz das Format eines "Gulag" oder "Suomussalmi (The Few Of Iron)" (vom zweiten Album "Lightbringer") besitzen. Insgesamt betrachtet ist das allerdings Meckern auf hohem Niveau.

Traditionalisten und insbesondere "Früher war der Metal geiler"-Verfechter sollten sich "The Throne Within" definitiv geben – alleine, um zu spüren, dass es eben doch noch Bands gibt, die den Spirit der alteingesessenen Vorreiter weiter atmen und der klassische Metal mit Bands wie RAM, PORTRAIT oder NIGHT DEMON weiter lebt. Auch wenn sie wohl niemals so groß werden wie JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN.

"The Throne Within" Trackliste:

1. The Shadowwork
2. Blades of Betrayal
3. Fang and Fur
4. Violence (Is Golden)
5. The Trap
6. No Refuge
7. Spirit Reaper
8. You All Leave
9. Ravnfell

RAM Line-up:

Oscar Carlquist - Vocals
Martin Jonsson - Guitar
Harry Granroth - Guitar
Tobias Petterson - Bass
Morgan Pettersson - Drums