Helloween - Keeper Of The Seven Keys: The Legacy


Review

Stil (Spielzeit): Power Metal (77:36 Minuten)
Label/Vertrieb (VÖ): SPV (Bereits veröffentlicht)
Bewertung: Kaufen! (8.5/10 Punkten)
Link: http://www.Helloween.org
„Blasphemie!" „Aaargh, nein!" „Wie können die nur!?.."Diese und andere Reaktionen geisterten durch das Internet, nachdem eine der wichtigsten deutschen MetalBANDS der 80er vor einiger Zeit ankündigte, zwei der wohl einflussreichsten MetalALBEN inhaltlich mit einem dritten Teil zu Ende zu führen.

Die Rede ist, klar, von HELLOWEEN, jener Hamburger Combo, die wohl in jeder anderen deutschen Power-Metal-Kapelle von großem Namen ein oder zwei Ex-Mitglieder untergebracht hat. Die angesprochenen Alben sind unter dem Titel „Keeper Of The Seven Keys Pt. I & II" erschienen, und finden nun mit dem neuesten Langeisen (2 CDs!) „Keeper Of The Seven Keys - The Legacy" ihr inhaltliches Ende.

Den Reigen bunter Melodien eröffnet das bereits auf der Maxi "Mrs. God" veröffentlichte „The King For A 1000 Years", ein knapp 14-minütiger Dampfhammer, der das gesamte technische Repertoire der Kürbisköpfe vorführt und Freude auf mehr macht.Lust auf Songs wie „The Invisible Man", eine für Helloween-Verhältnisse recht harte Nummer, die auch melodiöse Parts und auch spitze Schreie enthält. „Born On Judgement Day" geht da schon wieder eine Spur pompöser und elektronischer zu Werke, zeigt mit Powerdrumming der feinsten Sorte und Melodicgitarren pur mal wieder auf, dass die Nordlichter einiges drauf haben. Eine nette Uptempo-Nummer mit epischem Refrain und allem, was eine Helloween-Nummer ausmacht.... Na gut, bis auf Kai, Michael und Ingo, aber egal ;)
Und auch die Lustdrone, Verzeihung, die „Pleasure Drone" orientiert sich an älterem Material, ist aber, was den Gesang angeht, teilweise arg „soft", geht im Refrain mit lang gezogenen Schreien dann aber richtig ab. Der ebenfalls auf der gleichnamigen Single veröffentlichte Song „Mrs. God" wirkt nach dieser Reihe hochkarätiger Songs gar langweilig und farblos, scheint sich das volle Potenzial der Helloweener einfach nicht voll zu entfalten. Da gefällt mir der nächste Track, „Silent Rain", doch schon viel besser. Mit harten Gitarren und einem einprägsamen Gesang geht diese viereinhalbminütige Nummer direkt ins Blut und macht Laune, auch wenn sich der Refrain schnell abnutzt. Von instrumentaler Seite allerdings top. „Occasion Avenue" beginnt mit einem verzerrten Medley alter Helloween-Hits (u.a. Eagle Fly Free und Keeper Of The Seven Keys) und entwickelt sich danach zu einem 11-minütigen Speed-Brecher allererster Güte. Da wechseln sich Doublebass-Attacken mit spitzen Schreien, ruhigen, spannungstragenden Passagen und dicken Soli ab und dürfte Live noch besser ankommen als auf Konserve. Der Song „Light The Universe", der zusammen mit Candice Night gesungen wird, hat durch den betonten Pianoeinsatz etwas Balladeskes, prescht im Refrain dafür umso härter in die Gehörgänge. Gelungene Nummer zum Verschnaufen. 

Und nun, verehrte Leser, folgt mein heimlicher Favorit der Scheibe: „Do You Know What You're Fighting For?" Eine stampfend-melodiöse, sozialkritische und einfach geile Nummer, in der alles vorkommt, was ich mir von Helloween erwarte. Einprägsamer Gesang & Refrain, intelligente Aussage, fantastische musikalische Umsetzung (Solo - Göttlich!) und sowieso. Anspieltipp #1!„Come Alive" fährt eine ähnliche Schiebe, erreicht meiner bescheidenen Meinung nach allerdings nicht den Level des vorangegangenen Songs. Ein ähnlicher Aufbau ist halt nicht alles. Der „Shade In The Shadow" ist wieder eine Speedgranate mit rasendem Refrain und wartet mit allen bekannten Helloween-Trademarks auf. Eine Entwicklung, die man nach dem ruhigen Beginn nicht unbedingt erwartet hätte. „Get It Up" schlägt auch in eben diese Kerbe; nach kleinem Schlagzeugintro bohrt sich mal wieder ein prägnantes Riff in die Gehörgänge, ehe - Achtung: Phrasenschwein! - sich der betörende Gesang Andi Deris' an der Hirnrinde festbeißt und einen nicht so schnell wieder los lässt (boah...). Hätte im groben und ganzen auch vor 20 Jahren veröffentlicht sein können.Zum Endschlag holt nun das bereits in Japan (Japan?) als Bonustrack der Single veröffentlichte „My Life For One More Day" aus, ein schöner 7-Minuten-Rausschmeißer, der musikalisch noch mal das ganze Repertoire Helloween's aufzeigt und den Hörer nach knapp 80 Minuten Power aus seinem Bann (Phrasenschwein²) entlässt.

Fazit:

Helloween sind zurück!Zwar darf man aus religiösen Gründen „KotsK - The Legacy" nicht mit den beiden Götterwerken aus den 80ern auf eine Stufe stellen, doch handelt es sich hier ohne Zweifel um einen sehr guten Nachfolger, der die letzten Scheiben der Weener um Längen übertrifft. Und auch, wenn Kiske und Hansen nicht mehr dabei sind, hier wird deutscher Power Metal der alten Schule hoch zehn praktiziert, Kaufbefehl!...Auch wenn ich mich frage, ob das nicht auf eine CD gepasst hätte.

Tracklist:

CD1: 

#1 The King For A 1000 Years#2 The Invisible Man#3 Born On Judgement Day#4 Pleasure Drone#5 Mrs. God#6 Silent Rain

CD2:

#1 Occasion Avenue#2 Light The Universe (Featuring Candice Night)#3 Do You Know What You're Fighting For?#4 Come Alive#5 The Shade In The Shadow#6 Get It Up#7 My Life For One More Day