Helloween - Helloween Tipp

Helloween - Helloween
    Heavy Metal is the law!

    Label: Nuclear Blast
    VÖ: 18.06.2021
    Bewertung:8/10

    HELLOWEEN im Web


Nach "Pumpkins United", der Single zur Reunion, melden sich HELLOWEEN endlich mit ihrem heiß ersehnten neuen Studioalbum zurück. Das schlicht "Helloween" betitelte Werk symbolisiert den Beginn einer neuen Zeitrechnung, nachdem Kai Hansen und Michael Kiske wieder an Bord sind.

Nachdem HELLOWEEN mit ihrer eigenen Interpretation eines SLAYER-Riffs ("Hell Awaits"!) für ein kurzes Schmunzeln sorgen, eröffnet "Out For The Glory" die selbstbetitelte Scheibe absolut standesgemäß. Mit treibenden Drums, doppelläufigen, gniedelnd solierenden und auf den Punkt riffenden Gitarren, markanten Bassläufen und Michael Kiske in Höchstform zeigt das Septett auch Jahrzehnte später, wie stark es Bands wie STRATOVARIUS oder EDGUY beeinflusst hat. Neben dem gottgleichen Refrain verleiht das Kiske-Hansen-Wechselspiel dem Opener einen ganz besonderen Schliff. Man fühlt sich direkt heimisch und willkommen, Gänsehaut ist angesagt.

Mit "Fear Of The Fallen" bekommt Andi Deris seinen ersten Auftritt. Er bestreitet den mit einem packenden Refrain versehenen Ohrwurm im Wechsel mit Michael Kiske. Was auf der "Pumpkins United"-Tour live begeisterte, gilt auch für die Studioproduktion: Die Stimmen der beiden Sänger harmonieren prächtig miteinander.

In der zackigen Hymne "Best Time" mischt auch Kai Hansen mit, der Refrain setzt sich innerhalb kürzester Zeit in den Ohren fest. "Mass Pollution" ist ein brettharter Deris-Knaller, während im düsteren, mit einem dramatischen Chorus versehenen "Angels" erneut ein bestens aufgelegter Michael Kiske brilliert.

"Rise Without Chains" klingt so, wie es der Titel ahnen lässt, Ketten sprengend, befreiend, groß. Ein typischer Deris-Feger mit ordentlich Power, genauso wie das knackige "Cyanide", dessen epischer Beginn jedoch etwas in die Irre führt.

Kiske und Deris harmonieren extrem gut

"Indestructible", mit einem pumpenden Basslauf versehen, klingt richtig fett. Hier übernimmt Deris die Strophen, während Kiske und Hansen sich die Vocals im Ohrwurm-Chorus teilen. Auch "Robot King" lebt von der Aufteilung der Vocals und den unterschiedlichen Stimmfarben der Sänger. Stilistisch verflechten HELLOWEEN die Kiske- und Deris-Jahre sehr gekonnt miteinander, die Instrumentalparts sind spitze. Allerdings wagt sich Kiske in solch extreme Höhen vor, dass es dann doch etwas zu viel des Guten ist.

Das abwechslungsreiche "Down In The Dumps" gehört weitgehend Andi Deris. Kiske und Hansen springen da ein, wo's passt  Obwohl der Song gefällt und durch die "Oh-oh-oh"-Chöre Ohrwurmpotential haben, wirkt er etwas überfrachtet - gerade so, als ob einfach alles rein sollte, was eben so geht.

Das kurze, stimmungsvolle Zwischenspiel "Orbit", bei dem HELLOWEEN offenbar "Xanadu" von RUSH im Kopf hatten, schlägt schließlich die Brücke zum vorab ausgekoppelten "Skyfall". Das Epos könnte direkt von einem der "Keeper"-Meisterwerke stammen und steht nach unzähligen Hördurchläufen bei mir mittlerweile auf einer Stufe mit Meilensteinen wie "Halloween" oder eben "Keeper Of The Seven Keys". Obwohl die Nummer prädestiniert für Kiskes Stimme ist, gefällt mir die alternative Version auf der "Skyfall"-Single mit mehr Gesangsanteilen von Hansen und Deris allerdings noch ein klitzekleines bisschen besser. Einen gesamten Abriss dieser HELLOWEEN-Großtat findet ihr im Review zur Single.

HELLOWEEN verschmelzen alt und neu

"Helloween" vereint die unterschiedlichen Phasen der Band mit extremer Spielfreude. Die "Keeper"-Alben treffen auf die besten Werke mit Deris. Das Ergebnis klingt jederzeit homogen und nach HELLOWEEN. Das ist das wohl beste Kompliment, das man dem Septett machen kann.

Sascha Gerstner fasst es passend zusammen:

Wir haben old-school Aufnahmetechniken aus den 80ern mit dem aktuellen HELLOWEEN-Vibe fusioniert und dann lagen sie vor uns: über 35 Jahre Heavy Metal-Erfahrung auf einer Platte!

Dabei haben sich HELLOWEEN stark an der eigenen Historie orientiert: Dani Löble saß am Original-Schlagzeug des verstorbenen, ersten Drummers Ingo Schwichtenberg, aufgenommen wurde die Platte komplett analog in den Hamburger HOME-Studios, in denen bereits mehrere Mitt- bis End-Neunziger-Alben der Band entstanden sind. Erneut saß Charlie Bauerfeind hinter den Reglern, unterstützt wurde er von Dennis Ward. Der Sound ist fett und versprüht gleichzeitig den warmen Vibe der Achtziger-Produktionen.

Übrigens: Als Earbook oder auf Vinyl macht das prachtvolle Artwork nochmal eine ganze Ecke mehr her. Auf beiden Versionen sowie der Doppel-CD findet ihr zudem zwei bzw. drei Bonustracks, die im Rahmen der Promo leider nicht zur Verfügung standen.

Die Essenz aus 35 Jahren HELLOWEEN

"Helloween" ist ein 65-minütiges Freudenfest, dem man die Spielfreude, den Spaß, die Leidenschaft zu jeder Sekunde anhört. Selbst, wenn einige Songs neben den wirklich herausragenden Tracks ("Out For The Glory", "Skyfall", "Fear Of The Fallen") ein ganz klein wenig abflachen und man geneigt ist, nach den Vorab-Auskopplungen (inklusive "Pumpkins United"!) ein winziges bisschen Enttäuschung zu verspüren, weil eben nicht jede Nummer so unendlich geil klingt, wie die absoluten Highlights: Es macht unheimlich viel Spaß, zwölf neue Titel dieser starken, gefestigten Band zu hören. Und zwar immer und immer wieder!

"Helloween" Trackliste:

01 - Out For The Glory 7:19
02 - Fear Of The Fallen 5:39
03 - Best Time 3:36
04 - Mass Pollution 4:15
05 - Angels 4:42
06 - Rise Without Chains 4:56
07 - Indestructible 4:43
08 - Robot King 7:08
09 – Cyanide 3:29
10 - Down In The Dumps 6:01
11 - Orbit 1:05
12 - Skyfall 12:11

HELLOWEEN Line-up:

Michael Kiske - Vocals
Andi Deris - Vocals
Kai Hansen - Guitars, Vocals 
Michael Weikath - Guitars
Sascha Gerstner - Guitars 
Markus Grosskopf - Bass
Dani Löble - Drums