Crystal Breed - Barriers Tipp

Crystal Breed - Barriers
    Rock, Progressive Rock

    Label: Eigenvertrieb - OOMOXX
    VÖ: 01. Oktober 2016
    Bewertung:8/10

    CRYSTAL BREED


Da war die Spannung hoch, ob es CRYSTAL BREED nach ihrem sensationellen Erstlingswerk "The Place Unknown" schaffen würden, einen passenden Nachfolger zu produzieren. Einen gleichen Überhammersong wie den Titeltrack des Debüts zu erwarten, ist naturgemäß nicht fair. Also Augen zu und: play ...

Und dann kommt da so ein einfaches, fettes Gitarrenriff aus den Boxen, gefolgt von ein paar Takten dirty Organ, bevor Bass und Drums Gas geben und den Track metalmäßig starten. 30 Sekunden – plötzlich bricht die Orgel wieder mit einer Bluesphrase durch, um dann den Raum wieder den anderen Instrumenten zu überlassen. Also nochmal Tempo bis zum Ende des Intros. Nach der knappen Minute wiederholt sich das Thema und die Vocals setzen eine ganz feine Melodie oben drüber und yes: das ist der Sound und die Harmonie von CRYSTAL BREED.

Der mehrstimmige Chorus fegt dann auch die letzten Sorgen vom Gehörgang, auch hier kommt wieder erstklassige Musik von dieser Band. Wer mit "The Brain Train", so der Titel des Openers, nichts anfangen kann, sollte es einfach morgen nochmal versuchen. Oder er scheidet aus dem Kreis der Interessenten aus. Wenn ich jetzt schreibe, in diesem Track sind alle Trademarks von CRYSTAL BREED versammelt, dann heißt das nicht, dass nur noch Blaupausen folgen. Doch wer sich an diesen Tempiwechseln, Harmonien, Breaks und sich abwechselnd führenden Instrumenten erfreuen kann, hat Freude an dieser Band.

Progressive Rock?

Die vertrackten Rhythmen und Songstrukturen von "Barrier Of Ignorance" erinnern an Bands wie YES oder SPOCKS BEARD; die rockigen und teils polyphonen Stücke an die frühen QUEEN. Das mit knapp über 10 Minuten als Longtrack zu bezeichnende "Barrier Of Ignorance" ist so eines von diesen perfekt durchkomponierten Stücken für die Ewigkeit. Pianointro (und -outro) bringen einen Melodiefetzen ins Spiel, der nach und nach weiter ausgearbeitet wird. Hier gibt es keine Langeweile, sondern viele Wendungen und Überraschungen. Und am Ende des Tracks sagst Du einfach nur: wow – nochmal.

Nach so viel feiner und auch progressiver Rockmusik könnte man nach den ersten Takten von "Liar To Yourself" denken, da kommt jetzt ein normaler Midtemporocker um die Ecke. Der Track groovt auch so mit einer feinen Melodie vor sich hin, bis sich dann nach dem zweiten Chorus die Leadgitarre zu Wort meldet und ein kurzes Solo einschiebt, aus dem plötzlich allerfeinste MALMSTEEN Apeggien zu hören sind – klasse.

Perfektes Songwriting

Ein weiteres Beispiel für CRYSTAL BREEDs Verständnis von Songentwicklung ist das hymnische "No Escape". Eine getragene Rocknummer im elegischen Gewand, die an sich nach gut vier Minuten vorbei wäre, doch da geht es erst richtig los. Eine vollständig entspannte Leadgitarre greift das Hauptthema nochmal auf und leitet einen harmoniegetränkten Teil ein, der sich mit dynamischen Wechseln bis zum fulminaten, klassischen kurzen Schlußakkord entwickelt. Ein Highlight.

Apropo Highlights: Vielleicht erst in der zweiten oder dritten Runde wird die Genialität des Rausschmeißers "A Prisioner Of The Present" deutlich. Eine langsame und sehr groovige Rocknummer, die sich jedoch ungefähr nach der dritten Minute schon als Coda entpuppt und etwas "Wurm" (YES) Feeling verbreitet. Mellotron Chöre und ein sich steigerndes Gitarrensolo setzen hier den Schlußpunkt unter eine absolut starke Scheibe. Zuvor haben die vier Jungs von CRYSTAL BREED in "The Castle" nochmal alle Register gezogen und einen kompositorisch wie spieltechnisch überzeugenden Track vom Stapel gelassen.

Band und Produktion

Niklas Turmann, Corvin Bahn, Nico Deppisch und Thorsten Harnitz haben sich mit CRYSTAL BREED eine Band geschaffen, in der sie ihre Virtousität und ihr Können voll ausleben können. Sie sind allesamt erfahrene Musiker und standen bzw. stehen in Diensten von zum Beispiel SAXON, ULI JOHN ROTH, Peter Pankas JANE, U.D.O.. Das ist natürlich zu merken, bis hin zu der sauberen Produktion und dem ausgependeltem Sound auf dem Album. Großes Kino aus heimischen Landen – ein tolles Rockalbum.

crystal breed band foto

 Niklas Turmann - Vocals, Guitar
 Corvin Bahn - Piano & Keyboards & Backing Vocals
 Nico Deppisch - Bass & Backing Vocals
 Thorsten Harnitz - Drums & Backing Vocals

Tracklist

1. The Brain Train   5:09
2. Barrier of Ignorance   10:39
3. No Escape   6:26
4. Dying Stars   4:12
5. Liar to Yourself   8:13
6. Memories of …   6:41
7. The Castle   8:10
8. A Prisoner of the Present   9:03

Hier das Video zu "The Brain Train":