TOXOPLASMA gehörten Anfang der 80er sicher zu den wichtigsten Vertretern des Deutsch-Punk, der Einfluss ihrer ersten Platte ist kaum zu unterschätzen. Viele der darauf skandierten Parolen liest man noch heute auf vielen Punker-Jacken – „den letzten holt die Bundeswehr“ zum Beispiel. Die Jungs aus der rheinischen Provinz haben damals Wut, Aufbruchsstimmung und auch Idealismus des Punk ziemlich genau auf den Punkt gebracht. Allein das Coverfoto spricht Bände und umreißt perfekt, worum es damals ging: Bewegung gegen ein System, das mit harter Hand auf die chaotischen Abweichler reagiert.
Die Texte sind geprägt von dieser Zeit. Sie erzählen von Angst vor dem Atomkrieg, von Repression und davon, dass man allein mit einem Iro schon aneckt. TOXOPLASMA waren angekotzt von den Zwängen einer spießigen Gesellschaft, und sie haben dieses Gefühl mit einer solchen (dem damaligen Punk eigenen) Naivität zu Papier gebracht, dass man noch immer nachfühlen kann, worum es ihnen damals ging. Zwänge, Angst und Spießigkeit gibt es schließlich nach wie vor – und ebenso Vergleiche zwischen dem „Polizeistaat“ von heute und dem Dritten Reich. Das konnten sich auch TOXOPLASMA damals nicht verkneifen, ähnlich wie ihre Kollegen von SLIME loteten sie die Extreme in der Wortwahl aus. Anders als diese landeten TOXOPLASMA damit allerdings nicht auf dem Index, was sie damals vielleicht sogar schade fanden.
Musikalisch darf man natürlich keine Glanztaten erwarten. Das TOXOPLASMA-Debüt enthält schlecht, aber stolz gespielten Schrebbel-Punk, der nicht zum Genießen, sondern zum Aufrütteln gedacht war. Aber immerhin hat man bei ihnen doch mehr als bei anderen das Gefühl, dass sie damals zumindest erahnten, was sie tun. Zumal der Sound erstaunlich fett ist. Aber dem ursprünglichen Punk ging es eben ausdrücklich nicht um die Verpackung, sondern um den Inhalt. Und so sollte man dieses Re-Release auch nicht als musikalische Großtat, sondern als wichtiges musikhistorisches Dokument sehen. Dem Re-Relase hat man neben den 16 Stücken des Originals vier Bonus-Tracks gegönnt, die damals nur auf Samplern veröffentlicht wurden.

Helge
Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.
Bands
Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...
Prägende Alben
AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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