Geschrieben von Donnerstag, 09 August 2018 17:41

Mehr Shine als Rain - Das große Mimimi zum Wacken Open Air 2018

Kaum dass man sich versieht, ist auch schon das Wacken 2018 vorbei – und während der eine oder andere Besucher die kleinere oder größere Schlammschlacht erwartet hatte, erstreckte sich vor uns eine gähnende Wüste. Und da das größte Metal Festival der Erde sich das (zumindest in den letzten paar Jahren) durchweg schlechte Wetter mit dem verbundenen Schlammbad zum Markenzeichen gemacht hat, schien die Umstellung auf eine Hitzeperiode (huhu Klimawandel) für die Veranstalter eine größere Herausforderung darzustellen, als man annehmen könnte.

Gut, selbstverständlich präsentierte sich der kleine Ort in Schleswig-Holstein nicht völlig unvorbereitet – schließlich hat man ja schon seit Jahren mit diversen Wetterextremen zu kämpfen –, dennoch gab es einige Aspekte, die mich als Besucher gestört haben und Anreiz zur Verbesserung bieten.

1. Mehr Schattenplätze
Eigentlich erklärt sich dieser Punkt von selbst. Wenn man sechs bis acht Stunden am Tag in der bratenden Hitze steht, benötigt man auch mal eine Auszeit, die einem beim diesjährigen Wacken viel zu unzureichend geboten wurde. Die einzigen Möglichkeiten sind unter Verkaufsständen und hinter den Absperrungen zu finden (wenn die Sonne günstig steht). Das Problem dabei ist, dass man nicht die einzige Person ist, die nicht so scharf auf einen Hitzeschlag ist und man von den Absperrungen weggescheucht wird (weil sie als Notausgang dienen sollen). Und jetzt mal ganz ehrlich – ich denke, dass den meisten Besuchern ein Sonnenschirm lieber gewesen wäre, als zwanzig Sonnenliegestühle (braun wird man auch so).

2. Mehr Trinkwasserstationen
Dass ab diesem Jahr auch Trinkwasserstationen auf dem Infield zur Verfügung stehen, war definitiv ein entscheidender Lebensretter, gerade weil das Wasser immer kalt und frisch war. Dennoch gab es dort oftmals ziemlich lange Schlangen, weshalb ein paar Stationen mehr hilfreich gewesen wären.

3. Trinkwasserstationen besser kennzeichnen
Insgesamt soll es drei Trinkwasserstationen auf dem Infield gegeben haben, wirklich ersichtlich war jedoch nur eine (vielleicht habe ich mich auch nur dumm angestellt). Doch zum Beispiel zwischen der Harder und Louder Stage soll es eine Trinkwasserstation gegeben haben, die definitiv nicht aufzufinden war.

4. Die Faltflaschen
In den „Full Metal Bag“ genannten Goodie-Bags gibt es alljährlich die Plastikfaltflaschen von einem geschätzten Fassungsvermögen von 300ml. Wenn man aber ein paar Stunden in einer Menschenmasse steht, ist das viel zu wenig. (Damals waren die Faltflaschen größer, warum nicht bei dieser Hitze auch?) Mitgenommen werden auf das Festivalgelände dürfen nur diese Faltflaschen, davon auch gerne mehrere, wenn man sich zusätzliche an dem Merchandise-Stand kauft. Das Problem hierbei war jedoch, dass es davon nicht genügend zum Verkauf gab.

Da stellt sich doch als Konsument die Frage: Wenn es nicht genug Faltflaschen bei der Hitze gibt, warum erlaubt man dann nicht, (leere) Plastikflaschen mit auf das Gelände zu nehmen? Besonders blöd ist die Lage, wenn die Faltflasche kaputt geht (was bei dieser fragilen Konstruktion gar nicht so unwahrscheinlich ist). Ich kann ja verstehen, dass die Getränkestände auch etwas verdienen wollen, aber Gesundheit geht vor!

5. Mehr Mundschutz
Das blöde, wenn das Wacken-Feld austrocknet, ist, dass es nicht einfach nur trocken und heiß ist, sondern auch unglaublich viel Staub in der Luft liegt (in manchen Momenten habe ich mir den guten alten Wacken-Schlamm gewünscht). Besonders, wenn vor den Bühnen ein Moshpit, Circle Pit oder eine Wall of Death entsteht, könnte man meinen, dass gerade eine Büffelherde an einem vorbeigerannt ist. Schon nach einem Tag ohne Mundschutz habe ich eine Beeinträchtigung meiner Atemwege feststellen müssen.

Da kein Mundschutz in der Full Metal Bag enthalten war, musste ich mir einen für einen fairen Preis von 50 Cent zulegen. Doch auch hierbei war das Problem, dass es verdammt schwer war, überhaupt einen Stand zu finden, an dem diese nicht ausverkauft waren. Zudem schienen sich viele Besucher über die Gefahr des „Staubeinatmens“ nicht im Klaren zu sein. Idealerweise hätte auch hier der Veranstalter darauf hinweisen können.

Abgesehen von den Problemen, die sich durch das Wüstenklima ergeben hatten, gab es auch weitere kleinere Situationen mit Verbesserungspotenzial.

6. Wellenbrecher
Ja ich weiß, das ist ein Punkt, über den man sich lange streiten kann. Es stimmt, dass Wellenbrecher ziemlich stimmungshemmend sind, aber wenn eine große Band spielt, und der Platz rammelvoll ist, wirkt der Dominoeffekt. Sprich: Wenn hinten ein Idiot schubst, geht eine (sich in ihrer Intensität steigernde) Druckwelle bis ganz nach vorne, was besonders als kleine Person ganz schön anstrengend werden kann (besonders, wenn man schon unter Knoblauch- und Furzgerüchen zu leiden hat). Andere Festivals haben auch Wellenbrecher und die Menschen können trotzdem Spaß haben. Mal wieder gilt: Sicherheit geht vor!

7. Die Kloschlangen
Was ich am Wacken wirklich schätze, ist die Sauberkeit der Toiletten, was sowohl für die Dixi-Klos als auch für die Spültoiletten gilt (besonders für letztere).
Die Dixis haben (gerade morgens, wenn alle ihren Morgenschiss verrichten wollen) eine wirklich lange Schlange. Unter den anstehenden Menschen befinden sich Männer, die allesamt ihr Häufchen setzen wollen und Frauen, deren Bedürfnisse sich in verschiedenen Ausmaßen bewegen. Da jedoch diese Plastikscheißhäuser nicht geschlechtergetrennt sind, kommt es dazu, dass Frauen, die einfach nur mal pinkeln wollen, warten müssen, bis zehn Männer ihr Geschäft erledigt haben – eine Geduldsprobe für die Blase. Das Unfaire ist einfach, dass Männer, die pinkeln müssen, sich einfach außen an die Plastik-Pissoirs stellen können. Es wäre einfach viel fairer, wenn es ein Dixi-Klo für Frauen mit kleinen Intentionen gäbe.

Natürlich werden dann einige sagen: „Ja dann geh' doch zu den Spültoiletten, da gibt es geschlechtergetrennte Toiletten!“ Da ist aber das Problem, dass auch Frauen gerne für größere Anliegen zur Spültoilette wollen und man auch entsprechend lange warten muss. Dennoch muss man zugeben, dass sich diese Schlange um einiges schneller verkürzt, beziehungsweise verkürzen würde, denn auch hier gibt es ein Problem:

Der Weg zu den Klo-Containern ist wirklich sehr schmal und es gibt nur einen. Und da Inkompetenz den Menschen beherrscht, können sich keine zwei (geschlechtergetrennte) Schlangen nebeneinander bilden, da ja auch ein Ausgang bleiben muss. Mit anderen Worten: Die Frauenklos blieben mal wieder unfassbar lange leer stehen, weil die Männerklos überfüllt sind. Irgendwann einmal kam man für einen einzigen Morgen auf die Idee, eine Mitarbeiterin die Klos zuweisen zu lassen, was aber gar nicht nötig gewesen wäre, wenn der Gang einfach breiter gewesen wäre oder es geschlechtergetrennte Eingänge gegeben hätte.

8. Crowdsurfer
Crowdsurfen macht Spaß, aber ab einer bestimmten Menge an Menschen, die gerne auf Händen getragen werden wollen, wird das für die Leidtragenden wirklich sehr, sehr anstrengend und ist auch verdammt gefährlich für die Menschen hoch in der Luft. Es sind unzählige Crowdsurfer wirklich sehr tief gefallen, einige senkrecht auf den Kopf. Besonders unverantwortlich ist es, als eine füllige, wirklich schwere Person von Mitmetallern zu erwarten, dass sie dein Gewicht tragen können. Die Männer, die wirklich nur in Kilt gekleidet sind und man entsprechend mehr sieht als man sehen will, treiben das ganze dann auf die Spitze – da braucht man sich wirklich nicht beschweren, wenn man damit wortwörtlich auf die Schnauze fliegt.

Dieser Artikel ist eigentlich Meckern auf wirklich sehr hohem Niveau, da ich schon Festivals erlebt habe, die um einiges schlimmer organisiert waren als das Wacken, das eigentlich fast schon ein Vorzeigeprodukt ist. Da wir uns aber alle immer stetig verbessern wollen und uns alle ein angenehmes Festival wünschen, sind weitere Aspekte in den Kommentaren immer stets willkommen.

Dennoch, das Wacken war auch dieses Jahr ein absolut geniales Erlebnis und seinen Besuch definitiv wert!