Andreas Schöwe - Wacken Roll

Wacken_Roll


Das WACKEN OPEN AIR bedarf wahrscheinlich keiner längeren Vorstellung mehr, denn mittlerweile ist das Event im hohen Norden zu einer Institution in Sachen Heavy Metal geworden, und jedem Metal Head nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein Begriff. Aber wie hat eigentlich alles angefangen?
Klar, die erste Ausgabe im Jahr 1990 war weit davon entfernt, über 70.000 Fans zu empfangen und über ein halbes Jahr vor dem Öffnen der Tore bereits ausverkauft zu sein.

Andreas Schöwe, seines Zeichens Redakteur beim Metal Hammer und Autor von bereits mehreren Büchern über die Metal Szene, hat sich in „Wacken Roll“ auf die Suche nach dem Grund für den Mythos W:O:A begeben, und den Werdegang des Festivals von der ersten Bikerparty in der Kieskuhle bis zum Jahr 2009 beschrieben, und damit auch den Werdegang von Holger Hübner und Thomas Jensen, den beiden Hauptprotagonisten und Veranstaltern des W:O:A, ohne deren Liebe zum Heavy Metal und ihren unerschütterlichen Einsatz kein Festival in der heutigen Form stattfinden würde.
In einer Zeit, in der der Heavy Metal am Boden lag, von den Medien totgeschwiegen wurde und von der kurzen, aber heftigen Grunge-Welle überrollt wurde, hielten ein paar Freunde die Fahnen hoch und widersetzten sich den Trends der Musikindustrie. Egal, wie man über das Festival denkt, dass muss man den Veranstaltern einfach hoch anrechnen.
In „Wacken Roll“ kommen auch viele Helfer und Verbündete der ersten Stunde zu Wort, wie der Bürgermeister Axel Kunkel, der Leiter des Ordnungsamtes Gerhard Tolksdorf, oder die Verantwortlichen der Feuerwehr und der Polizei. Alle haben zum Teil lustige, aber auch teilweise haarsträubende Anekdote parat, sind sich aber auch einig, dass mit dem WACKEN OPEN AIR etwas ganz besonderes in ihrer Region erschaffen wurde.

Auch eine ziemlich große Anzahl von Musikern gibt ihren Senf ab, wobei meiner Meinung nach gerade hier beim Lesen das Gefühl der Selbstbeweihräucherung hochkommt. Logisch, dass alle irgendwie von dem großen Kuchen W:O:A etwas abhaben wollen, und nicht nur eine Band hält sich selbst für den Grund, warum dieses Festival so erfolgreich wurde. Immer 100%ig Bierernst geht es in dem Buch eben nicht zur Sache, was aber meiner Meinung den Spaß am Lesen deutlich erhöht, als wenn der Autor sich jetzt nur mit der Auflistung aller Zahlen, Daten und Fakten beschränkt hätte.
Unter anderem kann man sich an den Erinnerungen von Biff Byford (SAXON), Oscar Dronjak (HAMMERFALL), Jon Oliva (SAVATAGE), Gary Holt (EXODUS), Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN), Chris Boltendahl (GRAVE DIGGER), Peavy Wagner (RAGE) oder Mat Sinner (PRIMAL FEAR, SINNER) erfreuen, deren Berichte fast alle unisono mit der Heiligsprechung der beiden Veranstalter Hübner und Jensen enden.

Natürlich kommen in einem Kapitel auch die Anwohner zu Wort, die die ersten Gehversuche des W:O:A erst gar nicht mitbekamen, dann bei den ersten größeren Events skeptisch, aber immer freundlich reagierten, und die heute fast mit der kompletten Dorfgemeinschaft an dem Festival in irgendeiner From beteiligt sind und sich regelrecht schon beim Abbau der Bühnen aufs nächste Jahr freuen.
Nicht nur deswegen hat das W:O:A seinen ganz besonderen Charme, und ein Flair das wohl einzigartig weltweit ist. Auch wenn es mir mittlerweile zu groß geworden ist, sehen das zigtausend Fans jedes Jahr anders, und werden auch in den folgenden Jahren mit Sicherheit dafür sorgen, dass schon sehr früh im Jahr die „Sold Out“ Schilder ausgehängt werden.

„Wacken Roll“ macht wirklich Spaß zu lesen, sollte nicht immer, gerade bei den Aussagen der Mucker zu ernst genommen werden, aber gibt einen detaillierten Überblick über ein Festival, dass sich von einer Schnapsidee bei ein paar Bierchen zum wichtigsten und größten Metal-Event Europas, wenn nicht sogar weltweit gemausert hat.


Broschiert: 271 Seiten
Verlag: Hannibal; Auflage: 1., Aufl. (6. Juli 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3854453043
ISBN-13: 978-3854453048
Größe und/oder Gewicht: 21 x 13,4 x 2 cm