Geschrieben von Mittwoch, 09 August 2006 00:04

Zabbaduschder Open Air 2006 - Der Nachbericht


Review


Link: http://www.zabbaduschder.de

Im Vorfeld des diesjährigen, mittlerweile fünften, Zabbaduschder Open Airs gab es einige Probleme. Ein selbsternannter Journalist versucht schon seit längerem, die Auftritte der Band BELPHEGOR zu sabotieren. Er übersetze die, zugegeben brutalen, Texte ins Deutsche und ging auf Stimmenfang gegen das Festival. Bei den Konservativen und Geistlichen in Urbach war er da wohl an der richtigen Adresse. Nur dem diplomatischem Einsatz der Organisatoren ist es zu verdanken, dass es dann dieses Jahr noch geklappt hat. Im Vorfeld war sogar von einem Stand der Christen die Rede... zu sehen war davon nichts. Doch auch ein paar "normale" Bürger schauten beim Festival rein und fanden es gar nicht so "schlimm". So konnte ich mich mit einer Mutter unterhalten, die ihren 14-jährigen Sohn begleitete, "da es ja blöd sei, wenn er schon um 22.00 das Gelände verlassen müßte". Das Festivalshirt bekam noch einen Zensurbalken mit der Aufschrift "Sex und Zerstörung" und ab ging die Party.

Die Grindcorler von PROFANATION mussten ihren Auftritt leider canceln. So rückten die anderen Bands einen Slot weiter Richtung Abend. Nach einer kleinen Irrfahrt, dank Baustelle und erst spät einsetzender Beschilderung, kam ich mit einer kleineren Verzögerung zum Festivalgelände. An der Kasse herrschte reger Andrang und so bekam ich von der ersten Band LAMAGRA leider nicht viel mit.

Mit Deathgrind von L´ESTARD ging es weiter. Trotz früher Stunde konnte die Band, auch dank der sehr ordentlichen Leistung ihres Fronters Marius, die Meute begeistern. Vor der Bühne wurde es erst drei Bands später wieder so voll, was für die süddeutschen Newcomer spricht, die mit ihrem ersten Album "Baptized In Blood" aufwarteten.

VERDICT setzten mit ihrem schnellen Thrashmetal Akzente. Sänger Daniel Baptista erinnerte mich optisch ein klein wenig an eine fittere Ausgabe von TANKARD Frontschwein Gerre. Der Funke wollte aber nicht ganz aufs Publikum überschlagen. 

Auch die melodic Deather von DARKFALL taten sich noch schwer, obwohl die Musik überzeugen konnte. Besonders die Ansprachen im schweizer Dialekt haben mir sehr gefallen. Trotz Zurückhaltung im Publikum gab es hinterher ein paar Leute, die sich für die CDs der Band interessierten. 

Auch die Lokalmatadoren COCKROACH waren, wie auf dem Metalic Noise Festival, vertreten. Zwar wirkte der Auftritt etwas besser als noch beim letzten Gig, aber musikalisch fand ich den gebotenen Thrashmetal nicht ansprechend. Sorry Jungs. 

Kurz nach 20.00 sollte es aber abgehen. PATH OF GOLCONDA konten mit ihrem düsteren Deathmetal voller Wucht die Leute und mich begeistern. Mit seiner dunkel-anziehenden Aura hatte Fronter Manuel das Publikum im Griff. Songs vom neuen Album "The Threshold Diaries" dominierten das Set. Nach den Liveeindrücken eine super Scheibe. 

Schlag auf Schlag ging es weiter. Die Ludwigsburger von MY DARKEST HATE legten ordentlich walzend mit ihrem oldschooligen Deathmetal los. Dabei war das Bandshirt von BOLT THROWER, welches Fronter Chris Simper trug, Programm. Richtig sick agierte der sympathische Grunzer und lieferte eine super Bühnenshow. Schläge mit der Faust auf den eigenen Kopf unterstrichen den Mördersound.

Doch es sollte noch lange nicht ruhiger werden. Die Durchstarter von DEW SCENTED, die wohl im letzten Jahr ein enormes Pensum an Gigs absolviert hat, hauten mit modernerem Trashmetal um sich. Klar, dass dabei der Hit "Rituals Of Time", der es auf einige Sampler von Musikmagazinen geschafft hatte, nicht fehlen durfte. 

Nach einer längeren Umbaupause erwartete das Publikum ungeduldig den Headliner BELPHEGOR. Immer wieder wurde die der "Zensur" zum Opfer gefallene Blutshow mit lauten Rufen verlangt. Was folgte, war ein rein instrumentaler erster Song... Die Masse fand es toll. Ich konnte der statischen Show mit vielen recht ähnlichen Titeln nicht wirklich etwas abgewinnen. Den Preis für die beste Band an diesem Abend müssen sich PATH OF GOLCONDA, MY DARKEST HATE und DEW SCENTED teilen.

Der zweite Tag sollte für mich erst mit der vierten Band CENTAURUS-A aus Bonn beginnen. Moderner Deathmetal mit Melodiesprengsel wurde geboten. Mir fehlte stellenweise der Groove. Die gelbe Gitarre war ein echter Hingucker.

Blutbeschmiert und im SIX FEET UNDER-Stil, so kennen wir DEBAUCHERY. Das Blut lockte dann auch das Publikum vor die Bühne. "Blood For The Bloodgod" tat da wohl seine Wirkung. Band und Aushilfsbassist lieferten eine gewohnt gute Show und bei dem Song "Chainsaw Masturbation" ging es richtig zur Sache. Passend dazu verfinsterte sich der Himmel zusehens... 

IN-QUEST hatten dann ein wenig Pech. Wegen des einsetzenden Nieselregens zogen es einige vor, ihre Zelte und Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen. Ich war selbstverständlich an vorderster Front. Die Belgier konnten mit atmosphärischem, modernen Deathgrind überzeugen und zogen ihre Show routiniert durch. Schade, dass es erst nach 2/3 des Auftritts wieder trocken wurde und die Leute wieder vor die Bühne zogen.

Optisch machten ASMODEUS klar, was kommen sollte. Super geschminkt gab es oldschool Blackmetal der knüppeligen Sorte. Die Mannen aus Österreich konnten mich damit aber wesentlich besser überzeugen als BELPHEGOR am Vorabend. Dennoch fehlte etwas die Abwechslung. Fronter und Basser Desdemon erfüllte die Erwartungen, die an einen Blackmetalsänger gestellt werden und agierte mit bösem Gesicht und Gesten.

Kriminell wurde es mit CRIMINAL. Variabler Thrash der neuen Schule aus England zog ins Feld. Ein Mörder Schlagzeug, was alles überwalzte, dazu schwere und teilweise schon fast doomige und dann wieder treibendere Gitarrenriffs gaben sich die Klinke in die Hand. Eine runde Sache. Damit war das Lineup des Zabbaduschder Open Airs gut mit europäischen Bands besetzt. 

DAVIDIAN, noch vom Metallic Noise Festival im Ohr, konnten ihr Performance steigern. Der neue Sänger hat sich wohl live besser eingelebt und agierte viel sicherer auf der Bühne. Stimmlich war eh alles im grünen Bereich. So wurde mit Hardcoreshouts gethrashed, bis die Schwarte platzte. 

Noch moderner und hardcorelastiger wurde es mit den Metalcorlern von MACHINEMADE GOD, welche sehr gut vom Publikum aufgenommen wurden, obwohl vor allem wohl Fans des extremen Metals vor Ort waren. Da die Mischung ohne cleanen Gesang auskam, wurde durchgemosht. Überhaupt überzeugen Metalcorebands auf der Bühne unheimlich. Da ist viel Bewegung im Spiel. Fronter Flow Velten gab alles, kletterte sogar auf das Boxengerüst und bedankte sich dann auch überschwenglich beim Publikum.

Noch richtig angeheizt nahmen BORN FROM PAIN das Tempo mit und knüpften nahtlos an. Die Holländer ließen die Abrißbirne kreisen und kamen noch hardcorlastiger zur Sache. Auch hier wurde wieder viel Schweiß vor und auf der Bühne vergossen. So machten die Auftitte von BORN FROM PAIN und MACHINEMADE GOD am heutigen Tag am meisten Spaß.

Auch beim Headliner VADER hieß es warten. Souverän und mit vielen Fans im Publikum legten die Polen dann los. Selbst polnische Fussballfans im Trikot waren dabei. Auch ein Shirt mit einer Polenkarte, auf denen polnische Deathmetalbands verortet waren, war zu bewundern. Leider gab es aber technische Probleme, so dass die Band nach zwei Songs nocheinmal von der Bühne musste, bis es weiterging. Dennoch zogen VADER ihr Programm durch und die Fans waren hellauf zufrieden.

Fazit: Eine Menge toller Bands, wobei die Headliner nicht ganz so glänzen konnten. Tolerante Metalfans bewiesen, dass es zu keinen größeren Problemen kam. Einzig ein paar "schwarz" gekleidete Personen hatten aber wohl die Zeit genutzt, einen Bagger, der auf einem benachtbarten Gelände abgestellt war, zu demolieren, was natürlich wieder ein schlechtes Licht auf das Festival werfen könnte. Auch dass einige Besucher lieber auf dem Parkplatz mit der Stereoanlage feiern, während die Bands sich den Arsch abspielen, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr, wenn die Lampen ausgehen und es wieder  zabbaduschder wird.