Punk Rock Reviews
Punk-Rock Rezensionen, Meinungen und Kritiken
Direct Hit vs. Pears - Human Movement (Split) Tipp
Split EPs sind oft eine Möglichkeit für eine Band, einen Release überhaupt zu organisieren oder ein größeres Publikum anzusprechen. Im digitalen Zeitalter ist das vielleicht nicht mehr ganz so stark der Fall, weswegen man über die Sinnhaftigkeit eines solchen Unterfangens diskutieren kann. In diesem Fall handelt es sich allerdings um zwei bereits recht bekannte Bands (mit Fat Wreck Chords Veröffentlichungen), die hiermit vor allem ihre Freundschaft zueinander dokumentieren. Und das scheint wunderbar zu funktionieren.
The Bloodstrings - Born Sick
THE BLOODSTRINGS aus Aachen haben es etwas schwer mit mir: Ich habe nämlich das Problem, nicht unsagbar viel mit Psychobilly oder Punkabilly und den anderen Subgenres anfangen zu können. Ich finde oft sowohl Sound als auch Look dieser Bands sehr aufgesetzt. Zwar mag ich die ein oder andere Platte von MAD SIN oder THE CREEPSHOW – muss die aber auch nicht ständig hören. Und „Born Sick“ fängt halt direkt mit so einer aufgesetzten „Psycho-Lache“ und dem sich wiederholenden Schlachtruf „Born Sick!“ an – und da hab ich dann eigentlich schon fast den Kaffee auf.
Helmut Cool - Schlachtrufe BRD GmbH
HELMUT COOL ist ein Quartett aus Stuttgart, das mit "Schlachtrufe BRD GmbH" ihr Debüt über Twisted Chords veröffentlicht. Nun ist der Albumtitel aufgrund der Nähe zum kultigen Sampler natürlich einerseits ein cleverer Schachzug, führt aber andererseits etwas in die falsche Richtung. Selbstredend gibt es Punk Rock und ganz sicher sind HELMUT COOL auch mit der Gesamtsituation unzufrieden. So richtig matschen die Stuggis aber nicht in der Bierpfütze und hier grölt auch niemand, als ob gestern Weihnachtsfeier in der Brauerei gewesen wäre.
Arrested Denial - Frei.Tal
An und für sich passiert auf „Frei.Tal“ eine Menge, was mich bei Bands eigentlich abschreckt. Seltsamerweise gefällt mir das, was ARRESTED DENIAL hier machen, aber ziemlich gut. Und wenn sie sich nicht selbst ein Bein stellen würden, wären hier auch noch locker mehr Punkte drin gewesen.
The Zsa Zsa Gabor`s - Black Roads Blank Thoughts
THE ZSA ZSA GABOR`S sind ein Trio aus Österreich (was man bei “Beschissen“ sehr gut hören kann) und bringen mit „Black Roads Blank Thoughts“ ihr drittes Album raus. Die Jungs machen schnörkellosen Punkrock mit Mitgröhlfaktor und können mich leider nicht sonderlich vom Hocker hauen.
Frau Mansmann - Menstruation in Stereo Tipp
Der Albumtitel ist natürlich so subtil, wie nach dem dritten Bier seinen Namen rülpsen zu wollen und auch die zwölf Songtitel geben sich keine Mühe, das Niveau anzuheben. Nun tarnt sich das Schaf aber oft mit einem Wolfspelz und dementsprechend finden sich auf "Menstruation In Stereo" von FRAU MANSMANN aus Berlin auch einige ernst gemeinte sozialkritische Töne.
Anti-Flag - American Fall
Als Bush Junior Präsident der USA wurde, legten ANTI-FLAG mit „The Terror State“ ein erstklassiges Album vor. In Trump-Zeiten können die Amis dann natürlich keine Pause machen. Und so ist „American Fall“ natürlich wieder eine Kampfansage gegen den Zeitgeist geworden. Aber damit musste man bei den Politpunks ja auch einfach rechnen.
Huelse - Im Kreis gedreht und jetzt im Krieg
"Im Kreis Gedreht Und Jetzt Im Krieg" von HUELSE beginnt so, wie andere Platten enden. Statt enthusiastisch auf die Gehörgänge zuzustürmen und erstmal für den berühmten Knall und entsprechende Aufmerksamkeit zu sorgen, scheinen Niki, Jan, Bene und Fabian sich eher noch leicht benommen nach dem großen Sturm aufzurappeln.
Lyvten - Bausatzkummer Tipp
Mit dem neuesten Werk der vier Züricher von LYVTEN wartet nicht nur ein Cover auf mich, das mir Bock auf die Musik macht, die dahinter steckt, sondern auch ein durchweg gelungenes deutschsprachiges Punk/Hardcore Album.
The Lillingtons - Stella Sapiente Tipp
Ich habe die LILLINGTONS immer als Vorgängerband von TEENAGE BOTTLEROCKET vermutet und den dementsprechenden Sound da verortet. Als RAMONES im modernen Gewand. Jetzt kommt mit „Stella Sapiente“ das erste Album der Amis nach über zehn Jahren an den Start und ich bin total verwundert – und zu gleichen Teilen begeistert.
Iron Chic - You Can`t Stay Here
Obwohl die Amis schon etwas länger durch meinen Bekanntenkreis gegeistert sind (vermutlich wegen der Nähe der Band zu LATTERMAN und Bands wie RVIVR), habe ich IRON CHIC erst 2013 mit „The Constant One“ kennengelernt – und mich sofort in besagte Platte verliebt. Intelligenter Poppunk mit hymnischen Melodien und viel Einfallsreichtum. Dementsprechend versessen war ich natürlich auf den Nachfolger. Den habe ich jetzt unter dem Namen „You Can`t Stay Here“ in meinen Händen. Und was tue ich? Auf sehr hohem Niveau meckern.
Worriers - Survival Pop
Manchmal hört man eine Band und hat direkt einen Vergleich auf der Zunge liegen. Und auch wenn man gar nicht auf eine Kopie von einer anderen Band hinaus will, verstärkt sich dieses Gefühl doch irgendwie bei jeder Note und man fühlt sich angenehm erinnert an … na, an … na, an was denn?
Hot Water Music - Light It Up Tipp
HOT WATER MUSIC sind wieder zurück – und man kann sich jetzt vermutlich einfach auf sie verlassen. Die vier Herren aus Gainesville haben sich nun so ziemlich auf einen Stil festgelegt, und die Tage des suchenden und ausprobierenden Posthardcores werden vermutlich nicht mehr wiederkommen. Auf den Punkt: HWM sind heute eine Punkband mit viel Melodie, zwei unverwechselbaren Stimmen, charakteristischen Bassläufen und einem immer passenden Drumming, die relativ klassische Songs mit zwei Gitarrenlinien und meist einem spannendem C-Teil schreibt.
Argyle Goolsby - Darken Your Dorstep
Ich muss dringend aufhören, dieses Album in Dauerschleife laufen zu lassen, weil mir für die Besprechung nichts Passendes einfällt. Nicht, dass das Album von Ex-Blitzkid Argyle Goolsby nicht gut wäre, aber fast 20 kurze, poppige Horror-Punk-Songs sind nichts, was mein Hirn öfter als zehn Mal in wenigen Tagen übersteht, ohne einen merkwürdigen Medley-Ohrwurm zu kultivieren, der mich auf Dauer doch leicht wahnsinnig macht.
Fuzzy Vox - No Landing Plan Tipp
Ich bin an und für sich kein unglaublich großer Freund des Garage-Punks. Ab und zu gibt es da mal einen Song, den ich richtig gut finde, aber auf Dauer kann ich mir diese Retro-Punk-Variante nicht geben. Umso erstaunlicher, dass dieses Trio aus Paris sich so schnell in mein Herz spielen konnte. Aber „No Landing Plan“ ist auch einfach eine Sammlung von kleinen und streckenweise echt tanzbaren Hits.
Myelin - Reservoirs
2012 brachten APOLOGIES, I HAVE NONE mit „London“ ein unfassbares Album heraus. Ein Freund von mir war der Meinung, dass so ziemlich jeder einzelne Song daraus eine Fußballstadion-Hymne hätte sein können. Zwar zog sich immer Melancholie durch die Songs, dennoch waren es Hymnen, die mit gereckter Faust mitgegröhlt werden wollten.
Nach dieser Sammlung von Hits ging es bei AIHN irgendwie bergab. Mitglieder verließen die Band, eine halbgare EP wurde herausgebracht, die irgendwie den Spirit von „London“ haben sollte und gleichzeitig sehr, sehr traurig war und dadurch nicht so wirklich zünden wollte. Mittlerweile haben sie ein Album herausgebracht, welches von vorne bis hinten getragen, langsam und traurig-melancholisch ist. Aber dieses Mal funktionierte es.
MYELIN ist jetzt die Band des Songwriters (Dan Bond), der AIHN verlassen hat. Zusammen mit einem Mitglied von den GREAT CYNICS meldet er sich nun mit dieser EP zurück – und passt eigentlich wunderbar zu „Pharmacie“ seiner Vorgängerband …
No Use For A Name - Rarities Vol. 1: The Covers
Wie lange ist der Tod von Tony Sly mittlerweile her? Fünf Jahre, glaube ich. Und bis heute ist das ein einschneidendes Erlebnis für die MelodyCore-Gemeinde. Ich selbst konnte mit ihren letzten Platten zwar nichts mehr anfangen, aber mit ihren ersten Platten habe ich selber Gitarre spielen gelernt oder ersten Bandmitgliedern versucht zu erklären, was ich möchte oder gerade meine. Und alleine deshalb fühlt es sich eigentlich angenehm an, die Kalifornier mal wieder mit „neuem Material“ zu hören.
Itchy - All We Know
Mit ITCHY POOPZKID ist das für mich immer irgendwie so ein Ding gewesen – total dämlicher Bandname, aber dann habe ich sie auf einem Festival gesehen und fand sie echt gut. Genau so ging es mir auch mit dem ein oder anderen Album der Poppunker. Auf der anderen Seite hielt deren Halbwertszeit bei mir oft nicht sonderlich lange. Aber jetzt holen die drei Jungs zum Rundumschlag aus!
Earl Grey - The Times You Cross My Mind EP
EARL GREY kommen aus Mönchengladbach und releasen hier ihre mittlerweile dritte EP in zwei Jahren. Ihre Eckpunkte stehen bei Punk, Hardcore und etwas Posthardcore. Und obwohl ich hier vieles mag, klingt manches noch etwas so, als wären sie noch auf der Suche nach dem exakten Finetuning.
Teenage Bottlerocket - Stealing The Covers
Soll man als Band Coversongs spielen? Ist eine kniffelige Frage. Das Publikum könnte drauf abfahren, aber u.U. ist man dann ewig die Band mit „diesem einen Cover“. Sollte man einen Coversong auf ein Album packen? Noch kniffeliger. Und nimmt man dann einen bekannten Song, den man in seinen eigenen Stil ummünzt, oder traut man sich, etwas Unbekannteres zu machen, was man selber total abfeiert? TEENAGE BOTTLEROCKET haben das Ganze auf eine neue Stufe gehoben und mit diesem Album ausschließlich kleinere Bands gecovert, mit denen sie im Laufe ihrer 15 Jahre im Musikzirkus zusammen gespielt haben und deren Songs sie mögen. Und denen sie jetzt mal eine ganz andere Plattform geben können.