Geschrieben von Sonntag, 19 Mai 2013 17:41

Metal Bash 2013 - Der Festivalbericht mit Bildergalerie

03 - 04.05.2013, Neu Wulmstorf – Das erste Mai-Wochenende ist dem METAL BASH vorbehalten. Wochenende? Jawolllja, zwei Tage METAL BASH gibt es dieses Mal. Während am Freitagabend überwiegend deutsche Bands den Ton angeben, gibt es am Samstag die volle Ladung querfeldein durch alle Ecken der harten Musik.

Hartgesottene verbringen die kalte Nacht im Zelt, ich selbst reise erst am Samstag an. Morgens um halb zehn in Deutschland: einen leereren Platz und eine Bühne, mehr braucht es nicht, dazu gibt es astreinen Sonnenschein für die Festivalbräune. Um elf Uhr geht es schließlich los und TOTAL VIOLENCE dürfen das METAL BASH eröffnen. Die junge Truppe konnte sich erfolgreich gegen diverse andere Bands beim vorigen Warm-up Contest behaupten und spielt heute ihren wohl frühesten Auftritt aller Zeiten. Reichlich Metalheads hat es bereits vor die Bühne gelockt und diese warten nun auf ihr Katerfrühstück.
TOTAL VIOLENCE spielen leicht verdaulichen Thrash Metal zum Warm- und Wachbangen, diese Möglichkeit greifen wir sofort beim Schopf und machen uns warm. Dies fällt besonders leicht, da TOTAL VIOLENCE wissen, was sie tun und die ganze Nummer einfach übelst abgeht. Die Jungs sind sehr ambitioniert bei der Sache, schaffen es, die Leute zu animieren und ernten tüchtig Applaus nach jeder Nummer.

Getoppt wird das noch von SEITA, welche als nächste spielen. Eigentlich mag ich nicht so gerne Death Metal, aber was die Jungs da abliefern, kann sich hören lassen: temperamentvoller Death Metal mit Thrash Allüren. Die in den Niederlanden ansässige Band hat brasilianische Wurzeln und spielt diese voll aus. Mit viel Feuer schaffen es SEITA, die Meute in Fahrt zu bekommen und ernten tüchtig Gegenliebe. In der ersten Reihe fliegen die Haare, was das Zeug hält, kein Wunder bei der Show. Die Band ist hoch motiviert, steht bei bester Laune auf der Bühne... und der strahlende Sonnenschein zaubert heute auch jedem der Besucher ein Lächeln ins Gesicht.

DESPISE & CONQUER haben mich völlig überrascht und überzeugen mit atmosphärischem, modernem Death Metal mit orchestralen Einspielern, fetter Doublebass Action und knatternden Riffs. Die Jungs mobilisieren sogar einige Biertrinker vom Bierwagen weg, um vor der Bühne ordentlich mitzugehen. Die Nummer klingt leicht episch und wird durch Riffspielereien aufgelockert. Die Band fegt über die Bühne, allen voran der sehr sympathisch wirkende Sänger Udo, welcher das Publikum fest im Griff hat. Werden mal nicht die Matten geschüttelt, gehen die Fäuste in Luft oder die Luftgitarre wird bespielt. Langsam füllt sich auch der Platz und mehr und mehr Headbanger erscheinen an der Front.

KAMIKAZE KINGS kommen aus Berlin um Party zu machen, und so wundert es nicht, dass Sänger Elmo als erstes fragt, ob wir auch genügend Bier hätten. Der satte Rock 'N' Roll ist perfekt geeignet, um das Mittagsbier die Kehle runterzuschütten. Die Poser stehen in ausgefallener Montur auf der Bühne und strotzen vor Charisma. Das imponiert nicht nur mir, sondern auch der Meute, die die Band ausgiebig abfeiert und begeistert dem Treiben auf der Bühne folgt. Frontman Elmo weiß gar nicht, was er zuerst loben soll und ist durchweg begeistert von dem gut aufgesetzten Publikum: „Ihr seid die Besten!" Rotzige Riffs und fette Soli laden zu einer ganzen Menge Spaß ein, anfangs wirken KAMIKAZE KINGS noch etwas uninspiriert, drücken dafür später das Gaspedal ordentlich durch.

BLACKEST DAWN sind die einzige Band, mit der ich nicht warm geworden bin. Mit zwei fast exakt gleich klingenden Shoutern prescht die Kombo auf die Bühne und gibt eine Mischung aus Death Metal und Hardcore zum Besten. Für mich klingt das nach unkoordiniertem Geknüppel, wobei die Jungs technisch ganz gut sind. Bei einigen Fans stößt die Truppe auf Gegenliebe. In einigen Songs hört man das typische AMON AMARTH Riffing raus, garniert mit Einflüssen aus Hardcore.

Direkt aus München kommen SPITFIRE, ein flotter Rock 'N' Roll Dreier mit viel Bier und noch mehr Proll. Sänger „Dick" eröffnet stilecht mit den Worten: „Prost Ihr Säcke!" Die fetzigen Melodien bringen die Meute sofort in Fahrt, es wird mitgejubelt und die Refrains werden lauthals mitgegrölt. Die Jungs sind gut aufgelegt, bei allerbester Laune und bringen die Leute in Partystimmung. Vor der Bühne wird ausgiebig getanzt und abgegangen. Die Band rockt ohne Kompromisse und entfacht sogar einen kleinen Mosh. Die Nummern aus rotzigem Rock 'N' Roll und ner Ladung fetzigem Punk wissen zu überzeugen, und zum Finale geben SPITFIRE noch „The Jack" zum Besten, bevor es mit „Kings Of Rock 'N' Roll" zum krönenden Abschluss dieser astreinen Show geht.

Was letztes Jahr PARAGON waren, sind dieses Jahr LONEWOLF: Solider Mitmach-Power Metal mit einer ordentlichen Portion Heavy Metal. Genrefans kommen voll auf ihre Kosten, denn die Truppe weiß, was sie tut, und ist mit 20 Jahren wahrscheinlich auch die dienstälteste Band auf dem Festival. Mit durchgehend breitem Grinsen steht die Band auf der Bühne, lässt keine Pose aus und feuert die Meute immer wieder an. Diese lässt die Haare fliegen. Die Franzosen werden mit offenen Armen empfangen, sehr melodisch, eingängig und doch mit der nötigen Portion härte geht der Vierer hier zu Werke. Die Band wird von Anfang bis Ende begeistert gefeiert.

Zur Abendsonne ballern EMERGENCY GATE mit modernem Melodeath das METAL BASH in Grund und Boden, untermalt von elektronischen Einspielern und butterweichen Refrains. Dominiert von fetten Riffs, kräftigen Shouts und mächtig viel Bass, knüppeln sie die Sonne gen Untergang. Da helfen auch alle Fans tüchtig mit und gehen gemeinsam mit der Band ordentlich ab. Es wird nicht nur die Matte geschüttelt, sondern auch gemosht und gefeiert. Während die Band in schwarzen Shirts auf der Bühne steht, tobt Sänger Matthias im strahlend weißen Hemd über die Bühne und lässt selbstverständlich keine Pose aus. Fäuste und Pommesgabeln werden emporgestreckt. Breakdowns, Screams, schnelle Riffs und wummernder Bass laden zum begeisterten Abgehen ein.
EMERGENCY GATE haben die Leute fest im Griff und bringen Bewegung vor die Bühne. Die Songs vom neuen Album zünden ausgesprochen gut, ob nun „You" oder „Mindfuck".

Setlist:
Intro
You
Revolution
Moshpit
Dark Side
Story of a Psychopath
Force United
Gold n Glass
Nothing to Loose
Mindfuck

Spätestens jetzt sind auch die letzten Metaller wach und bereit für DEVARIEM. Die Lübecker durften bereits letztes Jahr das METAL BASH unsicher machen und präsentieren diesmal ihr Debütalbum „Planet Earth: Ground Zero". Dies ist jedoch nicht die einzige Überraschung, denn die Truppe kommt mit meterhohen Feuersäulen und legt das Metal Bash kurzerhand in Schutt und Asche. Wie eine Dampflok ballern DEVARIEM über die Bühne und fegen den gut gefüllten Platz nach ihrer Show leer. Die Jungs stehen mit viel Spielfreude auf der Bühne und bieten Headlinerqualitäten. Ob nun mit dem Feuer gekuschelt wird oder Benny seine Klampfe in die Luft reißt, die Meute vor der Bühne feiert jedes Wimpernzucken der Band und ist dieser voll und ganz verfallen. Allen voran sorgt Sänger Alex für viel Aufwind, denn er tobt wie ein Berserker über die Bühne und ich bin erstaunt, dass er niemandem den Kopf abreißt. Wutentbrannt und mit viel Power brüllt er ins Mikro.

Mit „Infyrnio" gehen DEVARIEM ins letzte Drittel ihres Sets, die Fäuste gehen in die Luft, das Publikum gibt einfach alles. Es wird ordentlich gebangt, stellenweise gemosht und jedem Wunsch der Band folge geleistet. Nach „Paintrain" und „Wolverine" verlassen DEVARIEM die Bühne und hinterlassen nur verbrannte Erde. Der Platz vor der Bühne ist wie leer gefegt. Sie kamen, sie sahen, sie siegten.

Setlist:
Planet Earth: Ground Zero
Peace was never an option
Casketeer
Stainless Rust
Torture Till It's True
Infyrno
Pain Train
Wolverine

Vor einer anfangs fast leeren Bühne dürfen anschließend DYNAMITE ROADKILL spielen, aber nach bereits kurzer Zeit füllt sich der Platz wieder. Das Trio spielt luftig leichten Rock 'N' Roll zum Warmbleiben. Die Musik klingt dreckig, aber leicht rundgelutscht. Die Jungs haben sich tüchtig herausgeputzt und fegen über die Bühne. Hier und da wird getanzt und gejubelt. Die Band ist willkommen, hat selbst viel Spaß und wir ebenfalls – die Songs laden geradezu ein, Luftgitarre zu spielen. Ansonsten dreht es sich nur um politisch wichtige Themen – Saufen, F****n und Autofahren. Mit der Zeit legen DYNAMITE ROADKILL noch mal eine ordentliche Schippe drauf und geben mächtig Gas. Der schließlich letzte Song „eignet sich sehr gut zum Moshen, der ist schön schnell und handelt von Gewalt". Das muss man uns nicht zweimal sagen. Zum Abschluss gibt es noch ein wenig Getümmel vor der Bühne und schließlich stiefelt das Trio von den Brettern.

Jetzt gibt's noch mal richtig auf die Fresse: Man nehme die Big Four, ziehe den Metallica-Pop Anteil ab und heraus kommt DUST BOLT. Die Jungs haben mich völlig überrascht – es erklingt astreiner Old School Thrash Metal mit Tempo und Riffwechseln und ordentlich Nackenfutter. Die Jungs mobilisieren das ganze Metal Bash und schnell wird es vor der Bühne enger. Es wird gebangt, als gäbe es kein Morgen, Haare liegen in der Luft und nach jeder Nummer wird lautstark gejubelt – zu Recht. Die Jungs fegen über die Bühne und stehen zu keinem Moment still. DUST BOLT gehen mächtig ab und heizen zum Abend ordentlich ein. Übrigens haben DUST BOLT die schönsten Haare des Festivals. Old School Thrash, aber noch lange kein alter Hut. Ob Jung oder Alt, alle feiern die Band unerbittlich ab, strecken die Pommesgabeln empor und lassen die Fetzen fliegen.

Den nächsten Headliner machen die Hamburger Jungs HARDBONE. Die Truppe kannte ich bisher gar nicht und ich hatte nach den ersten Riffs bereits einen lauwarmen AC/DC Aufguss erwartet. Doch die Band ist gut gelaunt und Sänger Tim schnackt viel mit dem Publikum – der Kleine ist sympathisch und hat eine Mörderstimme. Die Riffs sind jedem bekannt, doch HARDBONE geben dem Ganzen ihre eigene Note, mit extra viel Wumms. AC/DC geht schließlich immer und die Stimmung ist durchweg sehr gut. Vor der Bühne wird mittlerweile gekuschelt und mittels Pyro weiter eingeheizt. Auf der Bühne steht niemand allein, es wird mindestens zu zweit gerockt und die Band steht mit mehr Elan vor uns, als die großen AC/DC, welche aber wahrscheinlich einen Tick älter sind. Die Leute haben mächtig Bock auf HARBONE und feiern tüchtig ohne Unterbrechung. Die erste Frage von Tim „Habt ihr genug zu trinken?" wird mit einem Lautstarken „Ja!" beantwortet. Becher werden in die Luft gehoben, „...na dann Prost!". Die Band sorgt für ordentlich Action und hat jede erdenkliche Rock 'N' Roll Pose drauf. Es wird ausgiebig mitgefeiert, gesungen und mächtig abgerockt. Matten werden geschwungen, Bier verschüttet und manch ein Tropfen landet sogar in der Kehle.

Vor einem Jahr stand nun ONKEL TOM auf der Bühne, dieses Mal sind es ASPHYX. Es wird arschkalt und meiner Meinung nach ist der letzte Slot auch nicht unbedingt der geilste. Bereits letztes Jahr hatten viele Fans zu so später Stunde nach einem langen Tag nicht mehr so die Lust. Wie dem auch sei, der Platz vor der Bühne ist weiterhin gut besucht und die sympathischen Niederländer um Frontman Martin können die Meute problemlos bei Laune halten. ASPHYX spielen heute ihre erste Open Air Show in diesem Jahr und auch das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten wieder in Norddeutschland. Die Truppe bietet leicht verdauliche Headbangerkost zum Nachtprogramm und im Publikum sind reichlich Fans, die die Stimmung oben halten. Die Jungs ballern sich ganz solide durch ihr Set, Martin schnackt immer mal wieder mit der Meute und ist gut gelaunt bei der Sache. Mich selbst hauen ASPHYX nicht so ganz um, umso mehr die Fans ganz vorn. ASPHYX haben satten Sound und ihr Death Metal alter Schule strotzt vor Kraft. Die Matten werden ordentlich geschüttelt und Metalhörner in die Luft gestreckt. Wer jetzt noch hier ist, hat auch Bock aus ASPHYX und das merkt man deutlich. Es wird gefeiert, bis der letzte Ton verstummt.

Ein verflucht langer und absolut großartiger Tag und ein tolles Metal Bash 2013 ASPHYC, geht vorbei. Unter allerschönstem Sonnenschein konnten wir in gemütlicher Atmosphäre unser Bier genießen, während wir von feinstem Metal beschallt wurden. Der Sound war großartig, die Bands waren Weltklasse und die Organisation, wie bereits im letzten Jahr, tadellos. Einen Abzug in der B-Note gibt es für das seltsame System an den Getränkewagen, um endlich an sein Bier zu gelangen. Ich habe nach dem langen Winter endlich wieder Farbe im Gesicht und blicke nach diesem gelungenen Start mit Vorfreude auf die diesjährige Festivalsaison.