In Extremo - Kompass zur Sonne Tipp

In Extremo - Kompass zur Sonne

Vier Jahre nach "Quid Pro Quo" ist Deutschlands größte Mittelalter-Metal-Band IN EXTREMO bei Album Nummer 13 angelangt. Zum 25. Geburtstag beschenkt das Septett sich selbst und seine Fans mit "Kompass zur Sonne", dem besten Studioalbum seit langer Zeit.

Gleich der auf einer knurrenden Basslinie basierende, knackige Opener "Troja" macht klar: IN EXTREMO machen keine Gefangenen. Im Laufe des Albums nehmen die Sieben den Fuß nicht allzu häufig vom Gaspedal und lassen harte Riffs aus tiefer gestimmten Gitarren erschallen.

Eingängige Mittelalter-Metal-Hymnen mit ausgewählten Gästen

Der eingängige Titeltrack, das treibende "Lügenpack" und das mächtig-epische "Narrenschiff" sind IN EX-Hymnen vor dem Herrn, im harschen "Wer kann segeln ohne Wind" rülpst AMON AMARTH-Fronter Johann Hegg ins Mikrofon und sorgt für einen harschen Kontrast zu den wie stets überzeugenden Vocals von Michael Rhein.

Den zweiten Gast-Spot belegen RUSSKAJA, welche die schmissige Hymne "Gogiya" veredeln. Beide Bands spielen sich perfekt die Bälle zu und sorgen so für einen unfassbar energiegeladenen, atemberaubenden musikalischen Höhepunkt. Fast nahtlos geht es in das sehr ähnliche "Salva Nos" über, das es sich als weitere höchst eingängige Nummer tief in den Gehörgängen bequem macht.

Auf die Ruhe folgt der Sturm

In "Schenk nochmal ein", zusammen mit dem schwermütigen Abschluss "Wintermärchen" die einzige Ruhepause auf "Kompass zur Sonne", hebt das MIttelalter-Septett die Krüge auf eine geliebte Verblichene, wehmütig untermalt von prägnanten Ulleiann Pipes. "Saigon und Bagdad" ist eine eindringliche Gänsehaut-Antikriegshymne, deren tanzbarer Rhythmus im krassen Gegensatz zum Text steht.

"Reiht euch ein ihr Lumpen" geht als simple, höchst eingängige Hymne direkt ins Ohr und dürfte auf kommenden Konzerten ein Highlight darstellen, weil man es auch mit drei Promille noch wunderbar mitgröhlen kann. Mit seiner unaufdringlichen Melodie und der schmissigen Umsetzung gefällt es mir als Sauflied deutlich besser als das schunkelige "Sternhagelvoll" vom Vorgänger.

Der "Biersegen" ist eine in bester IN EXTREMO-Manier umgesetzte Vertonung eines Liedes aus Carl Orffs "Carmina Burana" und mein persönliches Highlight. Der Übergang von Michael Rheins brummelnden Vocals in den mächtigen Einstieg, dessen prägnante, mehrfach wiederholte Melodie von mittelalterlichen Bläsern gespielt wird, die Chöre am Ende, die ganze Atmosphäre – das ist einfach IN EXTREMO in Reinkultur.

IN EXTREMO machen sich zum 25. Geburtstag selbst das beste Geschenk

Die Hälfte der Tracks basiert musikalisch und textlich auf Traditionals – so nah an ihren Ursprüngen waren IN EXTREMO lange nicht mehr. Die Verschmelzung von brachialen Riffs und mittelalichen Instrumentierungen hat das Septett zum 25. Geburtstag noch weiter perfektioniert und kredenzt allen Anhängern eine durchgehend starke Scheibe, gegen die es selbst "Sterneneisen" und "Sängerkrieg" unheimlich schwer haben.

"Kompass zur Sonne" Trackliste

  1. Troja
  2. Kompass zur Sonne
  3. Lügenpack
  4. Gogiya (ft. RUSSKAJA)
  5. Salva Nos
  6. Schenk nochmal ein
  7. Saigon und Bagdad
  8. Narrenschiff
  9. Wer kann segeln ohne Wind (ft. Johann Hegg von AMON AMARTH)
  10. Reiht euch ein ihr Lumpen
  11. Biersegen
  12. Wintermärchen

IN EXTREMO Line-up

Michael Robert Rhein (Das letzte Einhorn) – Gesang, Cister
Kay Lutter (Die Lutter) - Bass
Sebastian Lange (Van Lange) – Gitarren, Gesang
Marco Zorzytzky (Flex der Biegsame) - Dudelsack, Drehleier
André Strugala (Dr. Pymonte) - Harfe, Pommer
Boris Pfeiffer (Yellow Pfeiffer) - Dudelsack, Blasinstrumente, Nyckelharpa
Florian Speckardt (Specki T.D.) - Drums