Black Sabbath - Paranoid (4CD Super Deluxe Edition)

Black Sabbath - Paranoid (4CD Super Deluxe Edition)

BLACK SABBATH feiern 50 Jahre "Paranoid". Zum halben Jahrhundert spendiert Sanctuary eine Super Deluxe Edition mit dem originalen Album, dem seltenen Quadrophonic Mix (kurz: Quad Mix) und Liveaufnahmen. Klingt schön, ist aber weder neu noch essentiell.

Das Original: Ein Meilenstein der Rockmusik

Dass man diesen großartigen Metal-Meilenstein kennen sollte, bedarf keiner weiteren Erwähnung. "War Pigs", der Titeltrack und "Iron Man" haben sich fest in der Riege der bekanntesten Rocksongs überhaupt etabliert, während "Electric Funeral", "Hand Of Doom" und "Fairies Wear Boots" den doomig-schleppenden, hypnotischen Sound der Truppe weiter etablierten.

Das kurze Instrumental "Rat Salad" rückt für kurze Momente die begabten Instrumentalisten in den Vordergrund, während das psychedelisch-experimentelle "Planet Caravan" mit seinen wabernden Sounds Dunstwolken vor dem geistigen Auge aufkommen lässt, während das süße Gras fast schon gerochen werden kann.

Der Quad Mix: Mehr als nur Unterschiede im Detail

Der ursprünglich 1974 erschienene Quad Mix (so etwas wie der Vorläufer des heute verbreiteten Mehrkanal-Tons, konzipiert für 4 Lautsprecher) erlaubt einen anderen Blickwinkel, der selbst dann neue Details offenbart, wenn man das Original schon in- und auswendig kennt.

Die Unterschiede sind mal mehr, mal weniger offensichtlich. Für "War Pigs" wurde beispielsweise auf eine völlig andere Bass-Spur zurückgegriffen, das Ende ist nicht künstlich beschleunigt, wodurch der Klassiker erfrischend anders und runder wirkt.

"Planet Caravan" dauert 20 Sekunden länger, die Effekte wirken deutlicher. Und während man im originalen Mix das Tamburin entfernt hat, ist es hier im Titeltrack sowie bei "War Pigs" deutlich wahrzunehmen.

Generell verschiebt sich die Position der Instrumente recht häufig, was sich vor allem unterm Kopfhörer bemerkbar macht. Der Mix klingt allerdings ein wenig dünner.

Ist der Quad Mix jetzt besser oder schlechter als das Original? Schwer zu beantworten. Er ist definitiv anders und hörenswert, selbst für Gelegenheitshörer. Das i-Tüpfelchen wäre ein passendes Format für den historischen Mehrkanal-Mix gewesen, doch dazu später mehr.

Die Live-Beigaben: Nett, aber nicht unverzichtbar

Kommen wir zu den Live-Boni: Zwei Drittel der Songs von "Live In Brussels" wurden bereits auf "Past Lives" veröffentlicht, dort aber fälschlicherweise als Aufnahmen aus Paris gekennzeichnet. Kurz nach Veröffentlichung seines zweiten Albums bollert sich das Quartett in bester Laune durch zahlreiche frühe Klassiker und begeistert die TV-Zuschauer, vor denen der Gig aufgenommen wurde. Der Ton ist ein bisschen angestaubt und muffig, aber bissig und durchaus sympathisch.

Die Liveaufnahmen aus Montreux klingen deutlich klarer; Ozzy ist im Mix etwas zu prominent, während Bill Ward ein wenig untergeht. Die Band ist trotz ein paar hörbarer Patzer wie auch in Brüssel in guter Verfassung. Neben einem Großteil der "Paranoid"-Nummern stehen mit "N.I.B." und "Behind The Wall Of Sleep" auch zwei Tracks des Debüts in der Setliste, nach einer knappen Dreiviertelstunde ist leider wieder Schluss.

Das Boxset: Kein definitives Komplettpaket

Abgesehen vom originalen Album wird der ganze Kram nun zum ersten Mal auf Vinyl veröffentlicht, auf CD gab es das Set schon 2016. Wer sich das "Paranoid"-Komplettpaket in liebevoller Aufmachung auf schwarzem Gold zu Gemüte führen und das nötige Kleingeld ausgeben will, kommt wohl kaum um diese Super Deluxe Edition herum.

Allerdings (apropos Komplettpaket): Was echt sauer aufstößt, ist das Fehlen der Instrumentals und alternativen Versionen der 2009 erschienenen Deluxe Edition mit 2CDs und DVD (besonders hörenswert: "Planet Caravan" mit unverzerrten Vocals). Auf der DVD befindet sich übrigens auch der Quad Mix, aufbereitet für Surround-Anlagen. Und der macht so deutlich (!) mehr Sinn, als einen für 4 Lautsprecher konzipierten Mix auf Stereo-Ton herunterzubrechen, wie es bei dieser Super Deluxe Edition der Fall ist. Wer bitte denkt sich so was aus?!

Das Fazit: Für Quad Mix und Boni gibt's eine bessere Alternative

"Paranoid" ist ein Metal-Meilenstein, den man kennen muss. Der Quad Mix ist eine tolle Bereicherung, macht aber im Stereo-Ton nur bedingt Sinn. Die teils bekannten Live-Zugaben sind nett, aber nicht essentiell. Komplett ist die Super Deluxe Edition ganz und gar nicht.

Für Nicht-Hardcore-Alleskäufer ist die nach wie vor erhältliche Deluxe Edition mit Bonustracks und dem Quad Mix als 5.1-Version die sinnvollere Wahl. Und selbst dann noch günstiger, wenn man sich ergänzend "Past Lives" zulegt.

"Paranoid (Super Deluxe Edition)" Trackliste

CD1 (Original Album):
War Pigs / Luke’s Wall (2012 – Remaster)
Paranoid (2012 – Remaster)
Planet Caravan (2012 – Remaster)
Iron Man (2012 – Remaster)
Electric Funeral (2012 – Remaster)
Hand of Doom (2012 – Remaster)
Rat Salad (2012 – Remaster)
Jack the Stripper / Fairies Wear Boots (2012 – Remaster)

CD2 (Quadrophonic Mix):
War Pigs / Luke’s Wall (Quadradisc Mix In Stereo 1974)
Paranoid (Quadradisc Mix In Stereo 1974)
Planet Caravan (Quadradisc Mix In Stereo 1974)
Iron Man (Quadradisc Mix In Stereo 1974)
Electric Funeral (Quadradisc Mix In Stereo 1974)
Hand of Doom (Quadradisc Mix In Stereo 1974)
Rat Salad (Quadradisc Mix In Stereo 1974)
Jack the Stripper / Fairies Wear Boots (Quadradisc Mix In Stereo 1974)

CD3 (Live In Montreux, August 31, 1970):
Intro (Live in Montreux 1970)
Paranoid (Live in Montreux 1970)
N.I.B. (Live in Montreux 1970)
Behind the Wall of Sleep (Live in Montreux 1970)
Iron Man (Live in Montreux 1970)
War Pigs (Live in Montreux 1970)
Fairies Wear Boots (Live in Montreux 1970)
Hand of Doom (Live in Montreux 1970)

CD4 (Live In Brussels, October 3, 1970):
Paranoid (Live in Brussels 1970)
Hand of Doom (Live in Brussels 1970)
Rat Salad (Live in Brussels 1970)
Iron Man (Live in Brussels 1970)
Black Sabbath (Live in Brussels 1970)
N.I.B. (Live in Brussels 1970)
Behind the Wall of Sleep (Live in Brussels 1970)
War Pigs (Live in Brussels 1970)
Fairies Wear Boots (Live in Brussels 1970)

BLACK SABBATH Line-up:

Ozzy Osbourne - Vocals
Tony Iommi - Guitar
Geezer Butler - Bass
Bill Ward - Drums