Avantasia - Here Be Dragons

Avantasia - Here Be Dragons
    Power / Melodic Metal

    Label: Napalm Records
    VÖ: 28.02.2025
    Bewertung:7/10

    AVANTASIA im Web


Mit dem zehnten AVANTASIA-Studioalbum "Here Be Dragons" präsentiert sich Mastermind Tobias Sammet so losgelöst wie lange nicht. Extreme musikalische Parallelen zu den ersten beiden "The Metal Opera"-Teilen, die mit frischer Energie und jugendlicher Naivität den Grundstein für eine bemerkenswerte Karriere legten (und gleichzeitig den Sargnagel für EDGUY bedeuteten), finden sich zwar nicht unbedingt. Doch die gelöste Stimmung und das große Maß an Abwechslung sprechen für Tausendsassa Tobi und machen auch den neuesten Output zu einer Pflichtveranstaltung für alle Fans.

Im Verlauf der 51 Minuten an hochmelodischem Metal tauchen selbstredend ständig Reminiszenzen an Sammets musikalische Historie auf. Sie reichen von "Creepshow", einem schmissigen Rocker in bester EDGUY-Manier, über die für ein seliges Grinsen sorgende Uptempo-Hymnen "Against The Wind" und "The Moorlands At Twilight" mit Michael Kiske, die den ursprünglichen "The Metal Opera"-Spirit atmen, bis hin zur stilistischen Vielfalt der "Angel Of Babylon"/"The Wicked Symphony"-Phase, die in "Phantasmagoria" gestreift wird.

Der epische Titeltrack "Here Be Dragons" erinnert mit längst liebgewonnenen MEAT-LOAF-Vibes latent an "Ghostlights", während MAGNUM-Fronter Bob Catley "Bring On The Night" den erwarteten Achtziger-Anstrich verpasst.

Zu den Highlights zählen für mich die düstere Hymne "The Witch" mit sehr ausdrucksstarken Vocals von KAMELOT-Fronter Tommy Karevik, die knackige Vollgas-Nummer "Unleash The Kraken" mit ordentlich Doublebass-Dampf und grandios gniedelnden Gitarren, dunklen Stakkato-Riffs und Chorälen, sowie "Avalon". Die Midtempo-Hymne mit folkigem Anstrich schrammt zwar gefährlich nah am schlagerhaften Schunkelfaktor vorbei, doch die Harmonien und der tolle Auftritt von Adrienne Cowan, die seit "Moonglow" zur Live-Besetzung AVANTASIAs gehört, machen einfach mächtig Laune.

Am Schluss heißt es: "Everybody's Here Until The End"... except for Jorn? Denn auch auf der einzigen waschechten Ballade des Albums, die an eine gelungene Mischung aus "Farewell" und EDGUYs "Forever" erinnert, fehlt Jorn Lande. Das ist in der AVANTASIA-Geschichte seit "The Scraecrow" ein Novum und bleibt es hoffentlich. Ansonsten freuen wir uns über gern gehörte Gastsänger:innen, wobei mehr weiblicher Input und mehrere Gäste statt typischer Duette in einem Song noch die Krönung gewesen wären.

Der Tobi weiß, was er macht. Das Wichtigste: Er macht es aus voller Überzeugung und Leidenschaft. Das hört man – selbst, wenn "Here Be Dragons" dem AVANTASIA-Kanon nichts weltbewegend Neues hinzufügen kann. Musikalisch und gesanglich ist das hier einmal mehr eingängiger, melodischer Metal erster Güte, wenn auch manchmal mehr nach Schema F klingend als auf meinen ewigen Favoriten "Moonglow" oder "Ghostlights".

"Here Be Dragons" Trackliste:

01. Creepshow
02. Here Be Dragons (feat. Geoff Tate)
03. The Moorlands At Twilight (feat. Michael Kiske [HELLOWEEN])
04. The Witch (feat. Tommy Karevik [KAMELOT])
05. Phantasmagoria (feat. Ronnie Atkins [PRETTY MAIDS])
06. Bring On The Night (feat. Bob Catley [MAGNUM])
07. Unleash The Kraken
08. Avalon (feat. Adrienne Cowan [SEVEN SPIRES])
09. Against The Wind (feat. Kennyy Leckremo)
10. Everybody's Here Until The End (feat. Roy Khan [CONCEPTION])

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...