Pink Floyd - Animals (2018 Remix) Tipp

Pink Floyd - Animals (2018 Remix)

Lang hat's gedauert, jetzt ist der bereits vier Jahre alte Remix des 1977 erschienenen PINK-FLOYD-Klassikers "Animals" endlich erhältlich. Ob sich das Warten gelohnt hat und ob ihr die Neuauflage braucht, klären wir in unserem Review.

Grund für die Verzögerung waren Streitigkeiten um die Liner Notes (!) zwischen David Gilmour und ex-Bandmitglied Roger Waters – was nun auch der Grund dafür ist, dass "Animals (2018 Remix)" ohne ebendiese auskommt und stattdessen im Booklet zahlreiche Fotos zeigt. Das neue Artwork, aufgenommen vor gleicher Kulisse wie vor 45 Jahren und von Aubrey „Po“ Powell stark bearbeitet, passt hervorragend und schindet insbesondere als großes LP-Cover mächtig Eindruck.

Das rockigste PINK-FLOYD-Album mit neuer Optik und frischem Sound

Das zehnte Album gilt unter Fans und Kritikern als eines der besten (und rockigsten) von PINK FLOYD. Als Konzeptalbum setzt sich "Animals" mit den sozialpolitischen Verhältnissen in Großbritannien Mitte der Siebziger auseinander. Frei nach George Orwells Roman "Animal Farm" werden die Menschen in drei titelgebende Tiergruppen aufgeteilt ("Pigs", "Dogs", "Sheep"). Das Album enthält neben den kurzen Intro- bzw. Outro-Teilen von "Pigs On The Wing" drei ausladend instrumentierte, extrem starke Epen, die sich definitiv nicht zum Nebenbeihören eignen.

Während beim Vorgänger "Wish You Were Here" insbesondere Richard Wright mit flächendeckenden Synthesizer-Teppichen, Orgelsounds und Effekten im Vordergrund steht, ist "Animals" die Scheibe, auf der David Gilmour so facettenreich und aggressiv an der Gitarre brilliert wie auf keiner anderen Scheibe der britischen Prog-Legende – besonders gut zu hören in dem von ihm komponierten (die restlichen Tracks stammen aus der Feder von Waters), über 17 Minuten langen "Dogs".

Das hochmelodische, mit Slap-Bass untermalte und von Gilmours Talkbox-Solo gekrönte "Pigs (Three Different Ones)" und das treibende "Sheep" mit seinen funkigen Gitarren begeistern 45 Jahre nach ihrer Veröffentlichung ebenfalls auf kompletter Linie und zeigen PINK FLOYD in Höchstform.

James Guthrie macht den Unterschied

Für den Remix hat Produzent James Guthrie den Sound enorm und hörbar (!) aufpoliert. Die Keyboards und Synthies wirken so räumlich, der Bass so tief und durchdringend, die Drums so detailliert und voluminös, die Gitarren so luftig, dass sich das Original im direkten Vergleich richtig angestaubt anfühlt – und das, obwohl es im PINK-FLOYD-Kanon schon einen sehr dynamischen Klang besitzt.

Die gesamte Instrumentierung und Vocals sind so transparent, dass die Platte mit modernsten Mitteln in der Neuzeit hätte aufgenommen worden sein können, ohne auch nur zu einer Sekunde die Siebziger-typische analoge Wärme vermissen zu lassen. So lassen sich unterm Kopfhörer zahlreiche Details ausmachen, die zuvor mal weniger, mal mehr untergegangen sind und stärker in den Vordergrund gerückt wurden – etwa die treibenden Drum-Fills von Nick Mason in "Dogs" oder die verzerrten Roboter-Vocals in "Sheep".

Remasterte und pseudo-aufpolierte Alben sind immer eine Sache für sich. Doch das, was James Guthrie hier in liebevoller, leidenschaftlicher Arbeit zusammengestellt hat, ist ein Qualitätssprung in Sachen Sound, verglichen zum Original, und ein Paradebeispiel dafür, wie man eine 45 Jahre alte Platte entstauben und "modernisieren" kann, ohne das Original zu verleugnen. Mr. Guthrie, thank you very much indeed!

Neben der CD-Version im Pappschuber erscheint "Animals (2018 Remix)" auch als LP, Blu-ray, SACD und Deluxe-Boxset. Für Klangfetischisten mit passendem Equipment dürfte die Wahl auf die Blu-ray fallen, die neben dem ursprünglichen Mix von 1977 den neuen Stereo-Mix sowie erstmals auch einen 5.1-Surround-Mix von James Guthrie beinhaltet. "Animals" aus fünf Boxen samt Subwoofer im aufpolierten Sound – das stelle ich mir sehr spannend vor, und obwohl ich die CD besitze, erwäge ich auch den Kauf der Blu-ray.

"Animals (Remix 2018)" lohnt sich absolut!

"Animals" ist ein Prog-Klassiker für sich. Im neuen Soundgewand macht "Animals (2018 Remix)" sogar nochmal mehr Spaß und ist meiner Meinung nach auch für diejenigen Pflicht, die das zehnte PINK-FLOYD-Album bereits in- und auswendig kennen.

"Animals (2018 Remix)" Trackliste:

1. Pigs On The Wing (Part One)
2. Dogs
3. Pigs (Three Different Ones)
4. Sheep
5. Pigs On The Wing (Part Two)

PINK FLOYD Line-up 1977:

Roger Waters - bass, vocals
David Gilmour - guitars, vocals
Richard Wright - keyboards
Nick Mason - drums

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