Geschrieben von Montag, 11 September 2017 12:36

Rock'N'Roll wird Opfer der Kommerzialisierung - Merchandise heutzutage

Rock'N'Roll wird Opfer der Kommerzialisierung - Merchandise heutzutage Photo by Brooke Cagle on Unsplash

Jemandem zu begegnen, der Merch von deiner Lieblingsband trägt, ist, wie deinen lang ersehnten Seelenverwandten zu treffen: Der anerkennende Blick beiderseits, das leichte Lächeln auf den Lippen, während man sich seines eigenen heißgeliebten Shirts bewusst wird – ihr habt das bestimmt alle schon einmal erlebt. Umso niederschmetternder, wenn der Moment ausbleibt.

Als meine Freundin im NIRVANA-Shirt zur Schule erschien, konnte ich mein Glück kaum fassen, zumal ich nicht gedacht hätte, dass sie dieselbe Musik hört, wie ich. Wie sich herausstellte, lag ich damit auch goldrichtig. „Wie, Nirvana ist eine Band? Ich dachte, das wäre ein Bundesstaat in Amerika!“ Als mir dann jemand erklärte, dass er die RAMONES für eine Biermarke gehalten hatte, war ich nicht einmal mehr überrascht. Warum kaufen sich die Leute dann Merch? Ganz einfach – weil’s im Trend ist! Warum mich das aufregt? Bandlogos und somit die Bands dahinter werden auf pure Ästhetik reduziert. Etwas, was heutzutage in der Modeindustrie immer wieder in allen Bereichen passiert. So werden Uniformen, Flaggen, religiöse und kulturelle Symbole kommerzialisiert und von ihrer ursprünglichen Bedeutung entfremdet.

Wird also das Logo einer Band zu einer Marke, geht auch ein Teil der Identität der Band verloren. Während damals hinter einem Band-T-Shirt vielleicht das erstgekaufte Album oder die unzähligen Stunden, in denen man den Lieblingssong rauf- und runtergehört hatte, steckten, stehen bei vielen dahinter nur die fünf Minuten bei „H&M“, in denen man sich überlegt, welches Bandshirt heute am besten zu den Schuhen passt. Ob du die Band magst oder nicht? Scheißegal. Um eine Bekannte über ihr METALLICA-Shirt zu zitieren: „Ich mag die Band zwar nicht, aber wenigstens habe ich beim Kauf ein Lied angehört.“

Versteht mich nicht falsch – doch die Differenz zwischen dem Erfolg des Merchs und dem Erfolg der Band (vor allem in der jungen Generation) wird langsam unübersehbar.

Für die, die immer noch nicht wissen, wovon ich spreche – hier meine Top 15 Liste:

1. METALLICA
2. RAMONES
3. NIRVANA
4. GUNS N ROSES
5. MISFITS
6. IRON MAIDEN
7. AC/DC
8. SLAYER
9. PINK FLOYD
10. ROLLING STONES
11. JOY DIVISION
12. LED ZEPPELIN
13. BLACK FLAG
14. THE BEATLES
15. SLIPKNOT

Falls euch noch mehr Bands einfallen, gerne kommentieren ...

Unter'm Strich finde ich, dass die Kommerzialisierung von Bands (die ursprünglich sogar Gegner der Kommerzialisierung waren) eine neue, oberflächlichere Stufe erreicht hat.

Geld durch Plagiat, Dreistheit und Respektlosigkeit

Was haben Kanye West, Justin Bieber und Zayn Malik gemeinsam? Abgesehen davon, dass sie die Herzen von 14-jährigen Mädchen zum Schmelzen bringen und ein Ego so groß wie ihren Geldbeutel haben?
Ich sag’s euch: Alle teilen ein urplötzlich entstandenes Interesse an Metal. „Wieso“, fragt ihr euch? Ich zeig’s euch:

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Kommt euch das nicht irgendwoher bekannt vor?

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Ehm, genau – die Schrift wurde einfach von METALLICA, PENTAGRAM und SLAYER geklaut. Ist Kapitalismus nicht etwas Tolles? Heutzutage verdient man nicht trotz Plagiat, sondern aufgrund von Plagiat – ich bin begeistert.

Kleinere Backlashs musste Kylie Jenner dann aber einstecken, als sie ihr eigenes Gesicht über Bilder von THE DOORS, PINK FLOYD und OZZY OSBOURNE gephotoshopped auf T-Shirts gedruckt hat.

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Schockierender sind jedoch die Backlashs, die ausbleiben. So verkaufte „Urban Outfitters“ den Abschiedsbrief von Kurt Cobain auf Shirts gedruckt. Despektierlicher ist kaum möglich.

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Haltet es für ein Problem oder nicht, aber ich finde, dass bei der Vermarktung von Merchandise immer unsensibler gehandelt wird – Leute, denkt einfach mal ein bisschen nach. Wenn’s nicht gekauft wird, wird’s nicht verkauft.

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