Amorphis - Eclipse




Stil (Spielzeit): Gothic-Folk Metal (44:11)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (24.02.06)
Bewertung: Finland's Finest - 9/10
Link: http://www.amorphis.net

Jetzt weiss ich endlich, was Finnen so treiben, wenn die lange Polarnacht über ihr Land hereinbricht und sie monatelang nicht aus ihren Holzhütten herauskommen - sie schreiben Hammeralben! Ich weiss, eigentlich sollte man sein Fazit nicht unbedingt an den Anfang eines Reviews setzen - was sollte euch sonst noch dazu bringen, weiterzulesen - aber in diesem Fall ist mir das mal gepflegt egal. Benutzte ich bereits das Wort Hammeralbum? 

Was AMORPHIS da mit "Eclipse" in die CD-Player der Republik abliefern, rangiert auf jeden Fall in meinen persönlichen Top 3 des (zugegebenermaßen noch jungen) Jahres. Ein Album, welches die lange Wartezeit mehr als wiedergutmacht und die guten Eigenschaften früherer Alben bündelt und - wenn auch in zeitgemäßer Form - wiederaufgreift.

Musikalisch zeigen sich AMORPHIS frischer denn je - der Wechsel am Mikro hat laut eigener Aussage die ganze Band auf dem Weg zu "Eclipse" nach vorne gepusht. Die Jungs wollten es der Welt nochmal zeigen, die nach "Far from the Sun" und langer Funkstille schon vom Abgesang orakelte. Tomi, der neue Mann ganz vorn, hat sogar die lange vermissten Growls wieder ausgepackt und sie fügen sich - zum Beispiel bei "Leaves Scar" oder "Perkele (God of Fire)" perfekt in die Songs anno 2006 ein. Aber auch sein "normaler" Gesang braucht sich nicht hinter seinem Vorgänger verstecken und er füllt die Fußstapfen von Pasi mehr als aus. Wichtiger noch - er drückt den Songs einen eigenen Stempel auf, der positiv auf zukünftige Outputs schauen lässt.

Angefangen vom Opener "Two Moons", über die erste Single-Auskopplung "House of Sleep" bis zum abschließenden "Empty Opening" reiht sich Ohrwurm an Ohrwurm. Dabei schwingt recht oft eine "folkige" Note in den Songs mit, welche die Lyrics passend unterstützt. Denn auch inhaltlich ist man zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. "Eclipse" präsentiert sich in bester "Tales from the thousand lakes"-Tradition als Verarbeitung des Kullervo-Mythos, der wie die frühen Werke aus dem finnischen National-Epos Kalevala stammt. Wie ich Esa im Telefon-Interview entlocken konnte, sieht er in der Geschichte aber durchaus Parallelen zur heutigen Zeit. Sie spricht einfach grundlegende menschliche Verhaltensweisen an, die sich heute nicht wesentlich von denen vor tausend Jahren unterscheiden.

Fazit: "Eclipse" ist der erhoffte Knaller geworden und alle AMORPHIS-Fans können hier ohne nachzudenken zugreifen. Wer Amorphis noch nicht kennt, dem dürfte ein einziges Probehören genügen, um ebenfalls auf absehbare Zeit der Magie dieser Platte zu verfallen. Und natürlich kann ich euch das Interview mit Esa nur wärmstens ans Herz legen, das ihr ebenfalls hier auf diesen Seiten findet.