Kiss demaskiert: Die offizielle Biografie

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Label/Vertrieb (VÖ): Iron Page Books (15.07.2005)
Link: http://www.kissonline.com

Ich glaube es gibt keinen Musikfan auf der Welt, der mit der Band KISS nicht irgendetwas anfangen kann, und kaum eine Band hat so polarisiert und tut es immer noch, wie die Band aus New York. 
Songs wie „Strutter“, „Deuce“, „Love Gun“ und „Rock’n Roll All Nite“ sind unerreichte Klassiker, und die beiden Livealben „Alive!“ und „Alive II“ gehören einfach in jede gut sortierte Hard Rock und Metal Sammlung. Und selbst die Musikfans, die sich eigentlich nicht für Hard Rock und Metal interessieren, sind irgendwann in ihrem Leben schon mal über die Songs „I Was Made For Lovin’ You“ und „Sure Know Something“ gestolpert, die auf dem dazugehörigen Album „Dynasty“ zu finden sind, welches seinerzeit die KISS Army in zwei Lager spaltete. 

Und selbst die Musiker, die sich 1973 während der Fahrt in einem Ford Mustang über einen geeigneten Bandnamen unterhielten, kurz nachdem Ace Frehley als letztes Mitglied zur Band stieß, ahnten wohl nicht, welche Hysterie sie in den nächsten Jahren auslösen würden. 
Mit dem Namen KISS setzte sich zu guter Letzt Paul Stanley durch, der kurz zuvor mit dem Vorschlag, die Band CRIMSON HARPOON zu nennen, noch die Lacher auf seiner Seite hatte. 

Das vorliegende Buch „Kiss demaskiert: Die offizielle Biographie“ von Ken Sharp und David Leaf ( übersetzt wurde das Ganze von Franziska Schöttner), gibt von der frühsten Jugend aller Gründungsmitglieder, über den mehr als holprigen Start der Band, bis zur Zerlegung der letzten CD „Psycho Circus“, einen sehr umfangreichen und detaillierten Überblick über diese faszinierende Band. Wobei man auch bemerken muss, dass Fans der Band aus den ersten beiden Kapiteln zwar nette Anekdoten, aber keine neuen Weisheiten oder bisher unenthüllte Geheimnisse über KISS. 

Das erste Kapitel bezieht sich auf ein Manuskript von Davis Leaf, welches er 1979 schrieb, und mehrere Interviews zu Grunde legt, die er zu dieser Zeit mit Peter Criss, Paul Stanley, Gene Simmons und Ace Frehley geführt hat. Die einzelnen Bandmitglieder reden relativ offen über sich, ihre Kindheiten und Jugendzeiten, ihre Verhältnisse zu ihren Familien und den anderen Mitgliedern der Band. Auch wie sie zur Musik gekommen sind und wie ihre ersten Gehversuche ausgesehen haben wird ausführlich besprochen. Für KISS Fans der ersten Stunde vielleicht nicht so ergiebig, aber trotzdem ist dieses Kapitel sehr kurzweilig zu lesen. Leider lag dieses Manuskript viel zu lange in einer dunklen Schublade, und erblickte erst wieder das Licht der Welt, als Ken Sharp davon erfuhr, und es in die Hände bekam. Womit der Übergang zum Kapitel Zwei nahtlos vollzoge ist.

Im zweiten Kapitel werden haufenweise Interviews verwendet, die Ken Sharp über einen ziemlich langen Zeitraum, nicht nur mit der Band, sondern auch mit Menschen aus deren Umfeld, wie Plattenfirmenmitarbeitern oder dem Management, sowie anderen Musikern wie zum Beispiel Pete Townsend oder auch Alice Cooper geführt hat. 
Über 5000 Seiten Originalinterviews hat Ken Sharp zusammen getragen, wobei die Tatsache, dass hier nicht nur die Band zu Wort kommt, dieses Kapitel schon eher einige News hervorbringt, die vielleicht auch den Die Hard Fans noch nicht geläufig waren. 

Für mich persönlich ist das dritte Kapitel des Buches das mit dem höchsten Informationsgehalt. Hier werden alle Alben der Band Song für Song besprochen, wobei auch hier nicht nur die Band, sondern auch Gastmusiker, Produzenten und Mischer zu Wort kommen. 
Zu jedem Song gibt es mehrere Kommentare, und manchmal war ich doch sehr verwundert, wie offen und ehrlich Paul Stanley zugibt, bei welchen Songs er geklaut und abgekupfert hat. Oder bei welchen Songs zum Beispiel gar nicht die original Musiker zu hören sind, sondern  Gast- und Sessionmusiker, die zum Beispiel das eine oder andere Solo vielleicht doch besser spielen konnte als Ace, oder die Drums noch ein bischen mehr auf den Punkt spielten als Peter. 

Oftmals lag es noch nicht mal an den mangelden Fähigkeiten, sondern einfach nur an der Tatsache, das gerade Ace und Peter nach den ersten Erfolgen reichlich Probleme mit Alkohol und Drogen bekamen, uns somit die ein oder andere Recording Session einfach verpassten.
Interessant ist auch, wie Gene und Paul die einzelnen Alben bewerten. Ich will da jetzt nichts vorweg nehmen, aber hier gibt es tatsächlich ein paar Überraschungen, denn gerade die überduchschnittlich erfolgreichen Alben schneiden bei den beiden KISS Bossen nicht immer wirklich gut ab.

Auch die Lyrics werden kommentiert und man bekommt die eine oder andere Info zur Entstehung der Songs, die man vielleicht nicht erwartet hätte. Alles in Allem sind es 350 sehr informative Seiten, die immer mal wieder mit zum Teil bisher unveröffentlichten Fotos aufgepeppt werden, wobei mich vor allem die Bilder aus den Anfangstagen immer wieder zum Grinsen gebracht haben. 

Erschienen ist das Buch bei IRON PAGES BOOKS (ISBN 3-931624-28-5), und sollte vor allem für neue Fans der Band sehr informativ sein. Da es aber auch sehr unterhaltsam geschrieben ist, dürften auch erfahrene KISS Fans ihren Spaß daran haben, auch wenn sie vom Inhalt her nicht immer auf Neuigkeiten stoßen.
Mich haben vor allem die Hartnäckigkeit und der fast schon krankhafte Zwang, wirklich rein gar nichts dem Zufall zu überlassen, beeindruckt. 
Und ich glaube, KISS sind 2007 noch lange nicht am Ende ihres Weges angekommen, auch wenn sie sich im Moment wieder mehr durch den Verkauf von Merchandising Artikeln hervor tun. Der Faszination für die Institution KISS tut dies keinen Abbruch.