Geschrieben von Samstag, 08 April 2017 11:23

Twentydarkseven: Wir brauchen mehr Vitamin B - Interview mit Sänger Marcus Jürgens

TWENTYDARKSEVEN haben kürzlich ihr zweites Album „Momentum“ veröffentlicht, dynamischer Hard Rock mit eigener Duftmarke. Das bescherte ihnen positive Reviews und eine Tour im Vorprogramm von KISSIN' DYNAMITE – siehe Bericht. Der Anfang ist gemacht. Doch wie geht es weiter?

Marcus, als ehemaliger Sänger von PUMP und BRAINSTORM bist Du schon ziemlich lange im Geschäft. Das neue TWENTYDARKSEVEN-Album „Momentum“ trägt sicherlich nicht zuletzt deshalb Früchte – die Reviews sind zumindest fast ausnahmslos positiv. Kommt nun der Durchbruch?

Ich glaube, aus dem Alter bin ich mittlerweile raus. Nach wie vor kennen viele unsere Musik nicht, auch wenn es mit dem zweiten TWENTYDARKSEVEN-Album schon deutlich besser aussieht. Wir wollen das Rad auch gar nicht neu erfinden, sondern die Musik spielen, die wir auch selbst kaufen würden. Der Rest ist uns egal.

Warum so bescheiden?

Keiner von uns kann es sich leisten, nur von der Musik zu leben. Wenn du Kinder hast, brauchst du einen soliden Job. Natürlich würde ich mich freuen, mal auf den größeren Festivals zu spielen oder mit meinen Helden OZZY OSBOURNE oder AC/DC auf der Bühne zu stehen. Momentan machen wir eben auf semi-professioneller Ebene Musik, das ist schon okay so.

Woran ist Deiner Ansicht nach die ganz große Musikerkarriere gescheitert?

Die großen Labels mochten unsere Musik nicht. Denen klingen wir zu amerikanisch. Die sagten, das sei nicht glaubwürdig. Aber was soll ich machen? Mir gefällt unser Style!

Twentydarkseven Marcus juergens saengerUm mit Deinen Helden auf der Bühne zu stehen, müsstest Ihr Euch also erst mal den Hintern abtouren.

Das reicht heute nicht mehr. In der Musikbranche kommt es auf Vitamin B an, sonst ist man aufgeschmissen. Ohne die großen Agenturen am Start zu haben, läuft gar nichts. Aber das ist okay, ich habe damit meinen Frieden gemacht. Wir nehmen trotzdem alles mit, was geht.

Das neue Album wird häufig mit BLACK LABEL SOCIETY und Ozzy verglichen. Trotzdem habt Ihr eine gewisse Eigenständigkeit und Dynamik. Jeder Song klingt anders. Wie schaut's denn mit den Texten aus, worüber singst Du?

Oh je! Die Texte kann man auf verschiedene Arten interpretieren. Ich habe mir extra einen US-Amerikaner zurate gezogen, der mir gesagt hat, was geht und was nicht. Durch die ganzen textlichen Änderungen habe ich dann irgendwann den Überblick verloren, um was es eigentlich inhaltlich geht.

Mittlerweile weißt Du das bestimmt wieder. Also, um was geht es, Hand aufs Herz!

Es sind schon viele persönliche Geschichten, teilweise sind sie autobiografisch. Es geht um Dinge, die nicht gut gelaufen sind, Beziehungen zum Beispiel. Auf dem letzten Album habe ich beispielsweise meine Scheidung verarbeitet. Was natürlich nicht heißt, dass ich jedes Mal eine Scheidung brauche, um Texte schreiben zu können …

... das wäre auch ein ziemlich hoher Preis, den Du dafür zahlen müsstest.

Eben. Aber grundsätzlich geht es schon viel um Beziehungsangelegenheiten. Ich weiß gar nicht, ob ich jemals einen positiven Text geschrieben habe. (lacht) Und dabei bin ich gar kein freudloses Kerlchen. Im Gegenteil, ich mache auch gerne Party. Auf diesem Album gibt es sogar zwei Balladen! Die haben sich einfach aus dem Gefühl heraus ergeben. Peter, unser Gitarrist, hat mir den Song vorgespielt und der hatte gleich so ein LED ZEPPELIN-Feel. Mir ist auch sehr wichtig, dass die Songs aus einem natürlichen Prozess heraus entstehen. Es soll nichts erzwungen klingen. Das ist wohl auch der Grund, warum das neue Album einen solchen Zuspruch erhält – diese Musik, das sind einfach wir!