Helloween - 7 Sinners Tipp



Stil (Spielzeit): Melodic/Power Metal (64:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Sony Music (29.10.2010)
Bewertung: 8/10

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HELLOWEEN veröffentlichen mit "7 Sinners" bereits ihre 13. Langrille. Nach der schwachen Quasi-Best Of "Unarmed" will die deutsche Melodic Speed Metal-Institution nun wieder an die Klasse des fantastischen Vorgängers "Gambling With The Devil" anknüpfen. Trotz vieler hochklassiger Songs gelingt das jedoch nicht ganz.

Der stampfende Eröffnungstrack "Where The Sinners Go" ist verglichen mit einem "Kill It!", das sofort für mächtig Dampf sorgte, erst schwer verdaulich und eine schwierige erste Nummer, die sich zwar deutlich steigert, sich als Einstieg in ein so schnell ausgerichtetes Album aber eher schlecht eignet. Besser macht es da die erste Single "Are You Metal?" mit ihren klassischen HELLOWEEN-Gitarrensoli und mächtiger Doublebass-Power von Dani Löble, der auf diesem Album durchweg hervorragend trommelt. Ein erster Höhepunkt ist das gleichzeitig schnelle und sehr episch angelegte, mit einem fantastischen Refrain versehene "Who Is Mr. Madman?", das unüberhörbar der Nachfolger von "Perfect Gentleman" ist. "World Of Fantasy" ist ein schöner Ohrwurm und ein wenig gemäßigter, dabei aber immer noch meilenweit von Midtempo entfernt. Einen richtig derben Knaller hat die deutsche Metal-Legende mit "Long Live The King" fabriziert, das von den Gitarren her stark an JUDAS PRIEST erinnert. Andi Deris singt wie auch bei allen anderen Nummern sehr stark, typische HELLOWEEN-Melodien sind in der "Ohohoh"-Bridge genauso zu finden wie treibende Doublebass-Drums und harmonische Gitarrenleads. Überhaupt sind Sascha Gerstner und Michael Weikath mittlerweile ein perfekt eingespieltes Team.

Mit "The Smile Of The Sun" beweist das deutsche Quintett, dass die hervorragende Ballade "Fallen To Pieces" vom Vorgänger kein Einzelfall war: Ein wunderschöner Refrain trifft auf ruhige, leicht melancholische Strophen und ein tolles, mit Deris-Screams (!) veredeltes Break. Einer der absoluten Höhepunkte auf "7 Sinners" ist schließlich das mit grandiosen Leadgitarren, tollen Tempowechseln und einem unglaublich melodischen Refrain versehene "If A Mountain Could Talk" (mit typischen HELLOWEEN-Soli), das man sich wieder und wieder anhören kann. Auch "The Sage, The Fool, The Sinner" ist im Chorus HELLOWEEN pur und genau wie "My Sacrifice" ein weiteres Glanzlicht auf dem 13. Studioalbum der Deutschen. Zum Schluss wartet mit mehr als 7 ½ Minuten der längste Song auf den Hörer. "Far In The Future" atmet in seiner Gesamtheit mit famosen Soli am meisten den Spirit der Achtziger, klingt überraschenderweise aber nicht homogen und in sich geschlossen, sondern eher wie eine Aneinanderreihung von guten Momenten, die aber kein schlüssiges Ganzes ergeben.

Auffällig ist der Einsatz von Keyboards, der noch nie so stark war wie auf "7 Sinners". Meistens unterlegen die Keys zwar die Songs und unterstützen sie, statt sie zu dominieren, trotzdem ist diese Entwicklung nicht immer ganz glücklich. Die Keyboards in "Are You Metal?" beispielsweise klingen wie von den ersten CHILDREN OF BODOM-Alben geklaut. Ein Querflöten-Solo hat es bei HELLOWEEN auch noch nicht gegeben, und ich schwanke immer noch, ob ich den Alleingang in dem ansonsten eher durchschnittlichen "Raise The Noise" für grenzdebil oder schier genial halten soll.

"7 Sinners" braucht länger als "Gambling With The Devil", um von seinen Qualitäten zu überzeugen. Es ist tatsächlich eines der bis dato härtesten und schnellsten HELLOWEEN-Alben, als ein modernes "Walls Of Jericho", wie Andi Deris in einem Interview erklärte, würde ich es aber nicht ansehen. Die Parallelen zum klassischen HELLOWEEN-Sound waren beim Vorgänger in einzelnen Songs wie "The Saints" ausgeprägter. Trotzdem hat es die Melodic Speed-Institution erneut geschafft, ein starkes Album abzuliefern, das nur von einigen kleinen Schwächen ausgebremst wird.