Geschrieben von Sonntag, 07 Januar 2018 21:01

Ist Abwechslung zu viel verlangt? – Plädoyer für eine mutigere Setlist

Immer die gleichen Songs? Laaaangweilig! Immer die gleichen Songs? Laaaangweilig! Photo by Felix Russell-Saw on Unsplash

Es ist eine hoffnungslose Suche. Die Suche nach der perfekten Setlist. Denn: Irgendjemand wird mit der Songauswahl immer unzufrieden sein. Die richtige Balance zwischen Fan-Favoriten, selten gespielten Nummern und neuem Material zu finden, ist ein Drahtseilakt sondergleichen und ein Akt, vor dem ich größten Respekt habe. Doch manchmal würde ich mir auch ein bisschen mehr Risikobereitschaft bei der Songauswahl wünschen.

Auslöser für diesen Artikel war tatsächlich ein Blick auf die von ARCH ENEMY auf der gerade begonnenen "Will To Power“-Tour dargebotenen Setlist. Nur vier Songs vom neuen Album? Bei einem Set aus 18 Songs? Entschuldigung, wenn ich das so stumpf frage, aber: Euer Ernst?

Immer die gleiche Leier ...

Man stelle sich folgende Situation vor: Eine Band bringt ein neues, lang erwartetes Album auf den Markt, welches schon vorab von den Medien mit Lorbeeren überhäuft wird, dass es kracht. Auch der finanzielle Erfolg lässt nicht lange auf sich warten, der Charteinstieg gelingt mit links. Schließlich startet die neue Tournee – die Setlist aber wirkt bis auf ein paar Ausnahmen altbekannt. Da reihen sich die ewig gleichen Hits aneinander, welche auch schon auf den letzten drei Tourneen fester Bestandteil der Show waren. Ganz ehrlich: Als jemand, der viele seiner Abende auf Konzerten verbringt und dabei Bands gerne auch mehrmals besucht, geht mir dieses Muster langsam etwas auf den Sack.

Und das ist keine Situation, die nur ARCH ENEMY betrifft, sondern mehr oder weniger bei fast allen Bands der Szene Gang und Gebe ist. Oft würde ich mich einfach über mehr Mut bei der Setlist freuen, anstatt dass sich Bands immer auf dieselben, ausgelutschten Klassiker stützen. Warum müssen ARCH ENEMY auf der "Will To Power“-World-Tour mehr Songs von "War Eternal“ oder “Wages Of Sin“ spielen, als von der zu promotenden Platte selbst? Da fragt man sich als Fan hin und wieder schon, ob da nicht einfach seitens der Band Vertrauen in die neuen Songs fehlt.

Kein Vertrauen oder reine Gemütlichkeit?

Ich habe beileibe kein Problem damit, wenn eine Band ihre Fans mit ihren heißgeliebten Klassikern erfreut, denn auch ich schüttele mein kurzes Haar gerne zu Songs, die seit vielen Jahren zu meinen Favoriten zählen. Doch wirkt die Abhängigkeit von diesen bei vielen Bands der Szene bisweilen krampfhaft und zwanghaft. Im konkreten Fallbeispiel sitzen Songs wie "No Gods No Masters“ oder "Nemesis“ schon viel zu lange in der Setlist und erwecken den Eindruck, dass die Schweden ohne diese Songs nur ein unfertiges Konzert abliefern würden. Ein Vorwurf, der bei einem ehemaligen Wacken-Headliner fast blasphemisch anmuten mag, mit einem Blick auf die Setlist der letzten Jahre allerdings keineswegs aus der Luft gegriffen scheint. Da muss eine Band es sich auch einmal gefallen lassen, wenn ihr vorgeworfen wird, sich die Sache zu leicht zu machen.

Jetzt ist aber auch Schluss mit schlechter Stimmung! Auch ich werde bei der nächsten Deutschland-Tour der Death Metaller wieder im Pit stehen und mich über ein mit hoher Wahrscheinlichkeit gelungenes Konzert freuen. Doch liebe ARCH ENEMY: Warum nehmt ihr euch nicht ein Beispiel an Bands wie NIGHTWISH und schmeißt einfach einmal einen ganzen Haufen Hits aus dem Set, um "Will To Power“ noch drei oder vier Slots mehr zu geben? Und obendrauf würde die Vorfreude auf die heißgeliebten Klassiker wieder deutlich steigen. Wäre das nicht mal was? Vielleicht stellt sich ja auch einer der neuen Songs als nächstes "Nemesis“ heraus.