Geschrieben von Sonntag, 22 Januar 2006 20:20

Helloween & Primal Fear - 14.01.06 / Karlsruhe: Festhalle Durlach


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Review


Link: www.helloween.org
www.primalfear.de
„Seven Seals“ und „Keeper Of The Seven Keys“ – was klingt wie Schloss und Schlüsselchen (Pfui! Ein Schelm, wer böses dabei denkt) sollte auch dementsprechend gut zusammenpassen: Zweimal bester Metal aus deutschen Landen stand auf dem Programm – und egal, ob man nun wegen der Hardrock-Legenden von HELLOWEEN oder des mittlerweile auch nicht mehr ganz jungen aber umso heller strahlenden Edelstahl-Gestirns PRIMAL FEAR den Weg in die Karlsruher Festhalle Durlach gefunden hatte, harrte man der anstehenden Vollbedienung in frohster Erwartung. 

So enterten denn auch pünktlich um 20:00 nach recht unspektakulärem Intro Ralf Scheepers, Mat Sinner und Co. die Bühne der mittlerweile brechend vollen Festhalle. Gewohnt kraftvoll und von Anfang an erstaunlich präzise in der musikalischen Darstellung brauchten weder Publikum noch Musiker eine längere Anlaufzeit und legten mit Demons & Angels, dem Opener das aktuellen Langeisens „Seven Seals“ gebührend los, gefolgt vom schwer groovenden Uptempo-Stampfer Rollercoaster. „Pose“ Scheepers machte seinem Namen alle Ehre, Tom Naumann hatte seinen Spaß mit den Fotografen, und selbst Mat Sinner konnte neue Sympathien ernten. So zelebrierte man in knapp einer Stunde reiner Spielzeit einen gelungenen Mix aus Altem und Neuem, Perlen wie Nuclear Fire wurden vom Moshpit ebenso dankbar abgefeiert wie die wunderbar epische Power-Ballade Seven Seals oder das bombastische Diabolus, und als Mister „Mein-Oberarm-ist-dicker-als-dein-Oberschenkel-das-sagt-auch-mein-Fitnesstrainer“ (siehe Galerie) gegen Ende des Programms mit Metal Is Forever, unterstützt von den vorderen Reihen, die programmatische Hymne des Abends zelebrierte, hatten alle Beteiligten ein Grinsen auf dem Gesicht, das wohl rundum gegangen wäre, hätte man keine Ohren. 

Wer allerdings zu diesem Zeitpunkt dachte, die Vorstellung wäre nicht zu toppen, hatte seine Rechnung ohne die wieder erstarkten Heroen von HELLOWEEN gemacht. Trotz der konträren Diskussionen um den neuesten Streich der legendären „Keeper“-Reihe ließen die ansteigende Spannung in der Halle gepaart mit der nach und nach ins ekstatische wachsenden Stimmung unter den Fans keine Zweifel zu: Die Weenies waren in der Überzahl, und das nicht zu knapp. Schon ein wenig erstaunlich, bedenkt man, welche Höhen, Tiefen, Lineup-Wechsel und Querelen es in den vergangenen ca. 25 Jahren(!) Bandgeschichte zu überwinden gab.
Schon die Eröffnung des Kürbisfestes machte darum klar, wer an diesem Abend das ausgeklügeltere Bühnen- und Lichtdesign zur Verfügung hatte. In den Anfängen traditionell geheimnisvoll brachen schon bei den ersten härteren Klängen von King For A 1000 Years so ziemlich alle Dämme – zumindest bekam man im Fotograben durchaus den einen oder anderen Propeller in den Nacken. Musikalisch waren beim besten Willen keine Schwächen zu erkennen – nicht in der Rhytmusgruppe, nicht in der Melodiefraktion. Doch wen wundert’s, hatte Fronter Andi Deris an diesem Abend als gebürtiger Karlsruher schließlich Heimspiel, was er für den Rest des Abends auch in so ziemlich jeder Ansage entsprechend auszuschlachten wusste. „Zeigt den Fischköpfen hinter mir mal, wie laut die Badenser eigentlich sein können!“ – jo, machten wir doch gern, und schwupps saß die Tolle wieder wie frisch aus dem Windkanal. Sichtlich beeindruckt honorierte die Band die Begeisterung mit einer Reihe echter Klassiker: Hell Was Made In Heaven ebnete den Weg für Keeper und A Tale That Wasn’t Right – und jedem Liebhaber klassischer Hardrock-Klänge standen vor Glück die Tränen in den Augen. 

An dieser Stelle ein kleiner Hinweis an all diejenigen, die Reviews egal welcher Art nur lesen, um sich ausschließlich an den kritischen Stellen zu erfreuen: Bitte lest was anderes, ihr werdet in diesem Bericht leider keine Befriedigung finden. Selbst, wenn man wollte, man fand kaum Schwachpunkte – klar: Es gibt vielleicht „härtere“ Typen als Michi Weikath oder modernere Frisuren als die von Markus Grosskopf, aber wen zur Hölle soll das stören, wenn man zu einem HELLOWEEN-Gig geht? Wer keinen Sinn für Humor hat, dürfte an den Kürbisköppen ohnehin noch nie Gefallen gefunden haben. So mag jeder für sich selbst entscheiden, ob es lustig oder einfach nur albern ist, ein Instrumentalsolo aufzupeppen, indem man einen Saitenakrobaten hinter ein Kinderdrumset setzt und darauf rumdreschen lässt oder einem Drummer ein Midi-Krach-Gitärrchen aus Plastik in die Hand drückt und in der Folge den jeweiligen Clown publikumswirksam niedermusiziert – ich oute mich dahingehend gerne: Ja, ich finde es lustig. Mal ehrlich: Wenn man unter sich ist, muss man zum Lachen ja nicht unbedingt in den Keller gehen, oder? Nur bitte nicht weitersagen, liebe Leser!
1h PRIMAL FEAR + 2h HELLOWEEN machen ergo 3h Spaß und 24 Stunden Tinnitus, und das ganze zum überaus fairen Preis von 26 Ökken. Sogar die T-Shirt-Preise lagen mit ca. 18 Euro absolut im grünen Bereich. 
Mehr bleibt dem Ganzen eigentlich nicht hinzuzufügen, nur eines noch: Sollten HELLOWEEN es schaffen, für die Zukunft die Bandinterne Stimmung in der Weise aufrechtzuerhalten, die man hier nach außen hin eindrucksvoll zu demonstrieren wusste, muss man sich um die Zukunft dieser Truppe wohl nie mehr größere Sorgen machen. Selten hatte man das Gefühl, eine so in sich geschlossene, sympathische Truppe mit so natürlichem Draht zum Publikum vor sich zu haben – auch hierfür ein durch und durch ehrlich gemeintes „Chapeau“!

Setlist Helloween

1.    King For A 1000 Years
2.    Eagle Fly Free
3.    Hell Was Made In Heaven
4.    Keeper
5.    A Tale That Wasn't Right
6.    Drumsolo
7.    Occasion Avenue
8.    Mr. Torture
9.    If I Could Fly
10.  Power
11.  Future World
12.  The Invisible Man
13.  Mrs. God (Zugabe)
14.  I Want Out (Zugabe)
15.  Dr. Stein (Zugabe)


Setlist Primal Fear

1.    Demons And Angels
2.    Rollercoaster
3.    Nuclear Fire   
4.    Seven Seals
5.    Angel In Black
6.    Running In The Dust
7.    Diabolus
8.    Final Embrace
9.    Metal Is Forever




Herzlichen Dank den Verantwortlichen für die ausgesprochen fotografenfreundliche Bühnenausleuchtung während der ersten Stücke!