Geschrieben von Freitag, 22 Februar 2019 11:00

Amorphis, Soilwork, Jinjer, Nailed To Obscurity - Der Bericht aus dem Stuttgarter LKA Longhorn samt Bildergalerie

Foto: Toni B. Gunner Foto: Toni B. Gunner

15.02.2019, Stuttgart – Ein fast perfektes Bandpaket um die beiden skandinavischen Metal-Gesteine AMORPHIS und SOILWORK weckt frühzeitig Frühlingsgefühle. Der Bericht eines langen Abends voll durchgestandener Fußsohlen und schmerzender Nackenmuskulatur.

So charmant und gemütlich das Stuttgarter LKA Longhorn an gewöhnlichen Tagen auch sein mag, so nervenaufreibend gestaltet sich die Anwesenheit bei vollem Haus. Dies liegt keinesfalls an ellenlangen Einlassschlangen oder einer womöglich prekären Toilettenausstattung, sondern an der architektonischen Beschaffenheit des Clubs. Dieser verfügt nämlich - dank eines erhöhten Stehtischangebots im Mittelteil - über mehrere Engstellen, die eine sinnvolle Verteilung der Konzertbesucher bei voller Auslastung schier unmöglich machen.

Nailed To Obscurity

Darüber müssen sich die Herren von NAILED TO OBSCURITY allerdings keine Sorgen machen. Als der erste Support-Act den Abend eröffnet, ist noch ordentlich Platz vor der Bühne. Mit einer Menge Vorschusslorbeeren ob des tollen "Black Frost“ angereist, lebt der heutige Auftritt jedoch nicht ganz zur hohen Erwartungshaltung auf. Die lange Tour hat bei den Essenern sichtlich Spuren hinterlassen, das Treiben auf der Bühne wirkt müde und angestrengt. Immerhin lässt das Songmaterial einiges an Potenzial durchschimmern, höflicher Applaus ist die logische Folge.

Setlist (ohne Gewähr):

  1. Black Frost
  2. Feardom
  3. The Aberrant Host
  4. Tears Of The Eyeless
  5. Desolate Ruin

Jinjer

Nur wenige Minuten nach dem Abgang des Quintetts darf sich das inzwischen deutlich gefülltere LKA über JINJER freuen. Erst vor einem Jahr im Vorprogramm von ARCH ENEMY auf den schwäbischen Bühnen unterwegs, haben die Ukrainer offensichtlich einen immensen Entwicklungssprung hingelegt. Das Quartett sorgt für ordentlich Betrieb, Stücke wie "Ape“ und "I Speak Astronomy“ produzieren die ersten Mosh- und Circle Pits. Dies kann sich sehen und vor allem hören lassen. JINJER erkämpfen sich langsam aber sicher einen festen Stand in der Szene.

Setlist (ohne Gewähr):

  1. Words Of Wisdom
  2. Ape
  3. I Speak Astronomy
  4. Dreadful Moments
  5. Teacher, Teacher
  6. Who's Gonna Be The One
  7. Pisces
  8. Perennial
  9. Sit Stay Roll Over

Kurz vor den Headlinern machen sich die strukturellen Verfehlungen des LKAs langsam bemerkbar. Wer "noch schnell vor Soilwork“ auf Toilette möchte, sieht sich einem unbarmherzigen Gedrücke und Geschiebe an den Engstellen gegenüber. Nach Showbeginn wieder vor die Bühne zu kommen, stellt dementsprechend ein Ding der Unmöglichkeit da, während auf der linken Hallenhälfte die größtanzunehmende Beinfreiheit herrscht. Das geht sicher besser.

Soilwork

Zurück zum Geschehen: Mit SOILWORK betritt pünktlich zur abendlichen Prime Time der erste Headliner die Bühne. Die neue Scheibe "Verkligheten“ im Gepäck, eröffnen die Schweden die Show mit Albumopener "Arrival“. Das schwäbische Publikum hat sichtlich Spaß mit der aggressiven wie melancholischen Musik des Quintetts, auch wenn hin und wieder eine gewisse Ahnungslosigkeit bezüglich des Songmaterials in der Luft zu hängen scheint. "Stalfagel“ kennen dann aber auch die beinharten AMORPHIS-Anhänger, sodass SOILWORK unter eifrigem Mitsingen in den Feierabend entlassen werden.

Setlist (ohne Gewähr):

  1. Arrival
  2. The Crestfallen
  3. Nerve
  4. Full Moon Shoals
  5. Death In General
  6. Like The Average Stalker
  7. The Akuma Afterglow
  8. Drowning With Silence
  9. The Phantom
  10. The Nurturing Glance
  11. Bastard Rain
  12. The Ride Majestic
  13. The Living Infinite II
  14. Witan
  15. Stabbing The Drama
  16. Stalfagel

Amorphis

Nach über vier Stunden Metal dürfen die Beine schon einmal weh tun, von ausruhen kann allerdings noch keine Rede sein. Denn mit AMORPHIS steht noch der zweite Headliner in den Startlöchern, welcher sein Set mit "The Bee“ und "The Golden Elk“ ganz im Sinne des neuen Albums "Queen Of Time“ beginnt. In der Folge grooven sich die Finnen durch sämtliche Schaffensperioden der Joutsen-Ära, sodass Fan-Favoriten wie "Sky Is Mine“ oder "Silver Bride“ Seite an Seite mit Nackenbrecher „Bad Blood“ stehen. Zum Abschluss geht es dank "Black Winter Day“ noch einmal tief in die Vergangenheit.

AMORPHIS werden dabei ihrem Ruf als herausragende Live-Band mehr als gerecht, insbesondere Sänger Joutsen und Alt-Neu-Bassist Olli-Pekka Laine genießen den Abend sichtlich. Das färbt ab, sodass sich die Finnen nicht nur einer ausgeprägten Schar im Takt wippender Köpfe, sondern auch einem ausgewachsenen Mosh Pit gegenüber sehen. Dementsprechend laut ist der Jubel, als das Sextett für eine Zugabe zurückkehrt und mit "Death Of A King“ und dem Klassiker "House Of Sleep“ endgültig sein Set und den Abend beendet.

Toller Abend, klasse Preis

So neigt sich eine grandiose Nacht dem Ende entgegen. Nuclear Blast haben einmal mehr ein grandioses Bandpaket geschnürt, welches fast über die gesamte Konzertlänge blendend zu unterhalten wusste. Angesichts der Länge des Abends von über sechs Stunden und zwei Headlinershows ist jedoch zumindest fraglich, ob es nicht eine Band weniger auch getan hätte. Wie auch immer, über Preis und Leistung lässt sich im Rahmen dieser AMORPHIS & SOILWORK Co-Headlinertour nicht diskutieren. Einsame Spitze!

Amorphis Setlist LKA Longhorn, Stuttgart, Germany 2019, Queen of Time
Alle Fotos von: Toni B. Gunner / Mondkringel Photography